Edelweiss-Passagiere mussten gefesselt werden
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Tumulte im Corona-Flieger:Edelweiss-Passagiere mussten gefesselt werden

Bernerin (19) berichtet über Corona-Rückreise
«Im Flugzeug husteten etliche»

Ramona Rüegg (19) ist eine von 151 gestrandeten Schweizern, die im ersten Corona-Rückholflug sass und am Dienstag in Zürich landete. Die Bernerin ist froh, endlich zu Hause zu sein. Denn auf dem Flug hatten etliche Passagiere trocknen Husten.
Publiziert: 25.03.2020 um 17:16 Uhr
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Aktualisiert: 25.03.2020 um 19:24 Uhr
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Bis am Donnerstagmorgen holt das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) in zunächst drei Flügen rund 750 in der Schweiz wohnhafte Personen nach Hause zurück.
Foto: keystone-sda.ch

Sie ist endlich zu Hause. Ramona Rüegg (19) ist zurück in der Schweiz. Die Bernerin sass im ersten Flieger, der gestrandete Schweizer Touristen aus dem Ausland zurückholt. In Zusammenarbeit mit Edelweiss hat das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) drei Flüge für rund 750 Schweizer organisiert.

Der erste Rückholflug landete am Dienstag in Zürich. Die Maschine kam aus Costa Rica. Trotz Corona hätten die Stewardessen keine Masken getragen und auch kein Desinfektionsmittel verteilt, berichtet die 19-Jährige. Der Flug sei zudem ruhig verlaufen – wegen der Zeitverschiebung während der mittelamerikanischen Nacht. Sie habe viel geschlafen.

Leute waren aggressiver

Ungewöhnlich war aber, dass die Polizei beim Abflug in der costaricanischen Hauptstadt San José alle Reisenden namentlich aufrief. Dies, um zu kontrollieren, ob die Angemeldeten da seien. Viele Reisende trugen zudem Gesichtsmasken. Und: «Im Flugzeug hatten etliche einen trockenen Husten», sagt Ramona Rüegg.

Das habe zu einer sonderbaren Stimmung geführt. Die Leute seien allgemein aggressiver gewesen als normalerweise und auf Distanz bedacht. Es kam zu Tumulten. Zwei Passagiere mussten sogar gefesselt werden. Und: Hustende Leute seien stärker beachtet worden als sonst jeweils.

Nach der Landung des Direktflugs mussten die Passagiere die Maschine gruppenweise verlassen. «Bei der Gepäckabholung näherten sich dann aber doch alle Passagiere wieder einander an», so Rüegg.

Wollte Kinder aus armen Familien betreuen

Ramona Rüegg will im Herbst ein Studium der Sozialarbeit beginnen und wollte dafür in Costa Rica ein Vorpraktikum absolvieren. Im ersten Monat ihres Aufenthalts absolvierte sie einen Sprachkurs. Dann hätte sie drei Monate lang in einer Schule Kinder aus armen Familien betreuen wollen.

Nun hat die junge Bernerin nur gerade an einem einzigen Tag Kinder betreut. Dann traten auch in Costa Rica Massnahmen zur Eindämmung des Virus in Kraft und die Kinder kamen nicht mehr zur Schule. «Von einem Tag auf den anderen änderte sich schlagartig alles», sagt Ramona Rüegg.

Grosser Stress, um Billett zu bekommen

Die junge Frau zögerte lange mit der Rückkehr. Dann aber wurde ein anderer Praktikant von seiner Gastfamilie rausgeworfen, weil sie fand, er habe sich zu lange im Freien aufgehalten. Die Nervosität der Costaricaner stieg. Deshalb entschloss sie sich angesichts der Unsicherheiten doch zur Rückkehr. Der Stress war gross, bis sie ein Billett erhielt.

Zuerst sollte sie im Internet ein solches kaufen, doch war die angegebene Seite überlastet. Schliesslich erhielt Ramona Rüegg vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten ein SMS mit der Aufforderung, telefonisch ein Billett zu reservieren. Diese Mitteilung erhielt sie, weil die junge Frau auf der Travel-Admin-App registriert ist.

Ticket kostete 850 Franken

Die Billettbestätigung erhielt sie am Sonntag, am Montag startete der Flug. 850 Franken bezahlen ihre Eltern dafür.

Ramona Rüegg hat nach ihrer Ankunft eine «triste Gefühlslage» in der Schweiz festgestellt. Sie ist froh, daheim zu sein, aber noch nicht wirklich angekommen. Zuhause steckt sie nun in Quarantäne.

Ansteck-Risiko «extrem gering»

Nach Costa Rica möchte sie noch einmal reisen - sie habe sich am Montag in der Eile gar nicht richtig von ihrer costaricanischen Gastmutter und nicht von anderen Freiwilligen verabschieden können.

Ein Mediensprecher der Fluggesellschaft Edelweiss Air sagte am Mittwoch auf Anfrage, grundsätzlich sei das Risiko, sich während eines Flugs mit dem Virus anzustecken, «extrem gering». Die Flugzeuge seien mit Filtern ausgestattet, welche die Luft wie in Operationssälen reinigten.

Durch die Verwendung dieser speziellen Filter sei die Kabinenluft sauberer als die Luft, die der Mensch auf der Erde einatme. Darüber hinaus ströme die Luft in Flugzeugen von oben nach unten, also nicht seitwärts und nicht in Längsrichtung.

Das EDA teilte auf Anfrage mit, es sei sich der Problematik bewusst und stehe diesbezüglich im Gespräch mit dem Bundesamt für Gesundheit. (SDA)

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