Die Broncos geben sich gern seriös. Und doch sitzen zwei der Berner Rocker in Untersuchungshaft: Daniel N.* und Roger M.* sind Mitglieder des Chapters Westside. In Milieukreisen heisst es, sie seien wegen Drohungen verhaftet worden (SonntagsBlick berichtete).
Am vergangenen Wochenende sammelten die Broncos Westside Geld für ihre «Brüder im Gefängnis». Auf ihrer Facebook-Seite bedanken sich die Rocker «bei allen Supportern und Freunden für die grosszügige Unterstützung».
Recherchen von SonntagsBlick werfen nun ein etwas weniger mildes Licht auf die Geschäfte der Broncos Westside. Sie sind offenbar im Inkasso-Geschäft tätig und treiben für ihre Auftraggeber Geld ein – mit seltsamen Methoden.
Martin T.* aus Bern ist eines der Opfer der Broncos. Er hatte mehrere Tausend Franken Schulden bei einem Geschäftspartner – und bekam plötzlich Besuch. «Ich sass in einem Restaurant, als Daniel N. auf mich zukam. Er sagte, ich schulde ihm Geld.»
Gar nichts schulde er ihm, antwortete T. – worauf der Rocker abzog. Locker liess er aber nicht: Ein paar Tage später passte er Martin T. in der Berner Innenstadt ab.
«Er packte mich am Hals und sagte mir, ich solle bezahlen», erzählt T. Nach dem Übergriff folgte er dem Rocker zu Fuss – und rief die Polizei. Wegen Drohung erstattete er Anzeige gegen Daniel N. «Wir leben in der Schweiz – es kann nicht sein, dass Rocker auf Motorrädern Schulden eintreiben.»
Nach der Anzeige bot Daniel N.s Anwalt Martin T. eine aussergerichtliche Einigung an. Doch T. lehnte ab. Kurz darauf markierten die Rocker in ihrer Kluft Präsenz: «An einem Abend im September passten sie mich auf meinem Arbeitsweg ab – gesagt haben sie nichts. Sie wollten nur zeigen, dass sie mich beobachten.» In den folgenden Wochen wurde T. regelmässig von den Broncos auf seinem Arbeitsweg beobachtet.
Zudem erhielt er zu Hause anonyme Anrufe. «Es geht mir nicht um mich, ich kann mich wehren», sagt der Berner. Es gehe ihm darum, dass sich weitere Betroffene melden. «Nach aussen geben die Broncos das Bild der harmlosen Rocker ab – in Wahrheit sind sie ein Motorradclub, der im halblegalen Bereich operiert.»
Kein Einzelfall
Offenbar ist der Übergriff auf T. kein Einzelfall. Ein Kenner der Berner Szene weiss, dass die Broncos regelmässig zum Geldeintreiben unterwegs sind. «Sie kassieren zwischen 30 und 50 Prozent der offenstehenden Summe.»
Der Anwalt von Daniel N. wollte gegenüber SonntagsBlick zum laufenden Verfahren keine Stellung nehmen.