Seit einer Woche ist die von der öffentlichen Hand subventionierte Berner Reithalle wieder einmal wegen Krawallen in den Schlagzeilen. Bei einem Einsatz bei der Reitschule am Samstag vor einer Woche wurden elf Polizisten verletzt. Linksextreme Randalierer hatten eine Strassensperre errichtet - sie bewarfen die anrückenden Polizisten mit Steinen, Flaschen und Feuerwerkskörpern.
Vertrauliche Gespräche mit beteiligten Polizisten zeigen jetzt: Die Polizisten, die am Einsatz beteiligt waren, üben Kritik an der Einsatzstrategie und an Kommandant Stefan Blättler. Man habe zu wenig Leute aufgeboten, heisst es. Zumal man hätte wissen müssen, dass es an jenem Samstag zu Ausschreitungen kommen würde. Und das sei bei Einsätzen rund um die Reithalle bereits zum wiederholten Mal passiert, sagt ein Polizist der «SonntagsZeitung». Diese Fehlplanung habe letztlich auch zu den vielen Verletzten geführt.
Weiter kritisieren die Polizisten, dass man es einmal mehr verpasst habe, in die Reithalle einzudringen, um die Täter dingfest zu machen. So zog sich ein Teil der Randalierer auf das Dach der Reithalle zurück, von wo aus sie weiter gegen die Polizisten kämpften.
Kommandant Blättler verteidigt in der «SonntagsZeitung» indessen die Einsatzstrategie vom Wochenende. Die Ereignisse vom Samstag hätten sich «so nicht angekündigt», sagt er. Die Angreifer seien nicht dumm, sie würden merken, wenn die Polizei ein grösseres Aufgebot vorbereite. Dann bleibe es verhältnismässig ruhig.
Die Polizei könne nicht prophylaktisch jedes Wochenende mehrere hundert Mitarbeiter aufbieten. Auch dass die Polizei nicht in die Reitschule eingedrungen ist, verteidigt Blättler. In diesem Fall hätte es vermutlich «massive Ausschreitungen und weitere Verletzte bei den Polizisten und den Besuchern» gegeben, sagt er.
Die elf verletzten Polizisten können laut Polizei-Sprecher Christoph Gnägi mittlerweile alle wieder arbeiten. Einige Polizisten erlitten Gehörverletzungen - ob sie bleibende Schäden davontragen, ist laut Gnägi noch offen.
Immerhin: Die Stadt Bern hat nach den Ausschreitungen reagiert. Die Mietkosten von 320'000 Franken für die Reitschule und die Nebenkostenbeiträge von 60'000 Franken werden von der Stadt vorerst nicht mehr übernommen. (gf)