Braungebrannt, kurze Haare, die tätowierten Hände in Ehrerbietung gefaltet – so sah der Bankräuber von Lützelflüh BE aus, als er im thailändischen Knast sass.
Seit gestern steht Enzo G.* (43) vor dem Berner Regionalgericht Emmental-Oberaargau. Er trägt jetzt Anzug, die Haare sind länger. Nur die Tattoos in Gesicht und an den Händen sind noch gleich. «Ich hatte ein schweres Leben», sagt G. «Aber ich wollte immer auf der richtigen Seite stehen.» Neben ihm sitzt Ex-Affäre und Komplizin Eva B. (48): «Ich wollte es ihm ausreden, redete aber an eine Wand.»
Im Januar 2013 hat Enzo G. erste Gedanken an den Coup. Er will nach Thailand, zu seiner Freundin. Für immer. In der Schweiz ist er zweimal geschieden, hat drei Kinder aus zwei anderen Beziehungen, wechselt ständig die Arbeit. «Er war verzweifelt», sagt Eva B. und erzählt, dass er in der Zeitung von einem Überfall las. «Wenn das so einfach ist, mache ich das auch», sagt er. Sie denkt an einen Scherz. Aber sie fangen an, Banken auszukundschaften. Warum half sie ihm dabei? «Ich wollte nicht, dass ihm etwas passiert», sagt Eva B.
Am 18. März um 7.26 Uhr steigt Enzo G. bei der Bernerland Bank in Lützelflüh aus. Sie steht Schmiere. Er bedroht eine Angestellte mit einer Softair-Pistole. Seine Tattoos hat er mit Make-Up abgedeckt, er ist vermummt. «Hopp, hopp», soll er geschrien haben. Daran erinnert er sich nicht. Er sei nicht cool gewesen, habe wahnsinnig Angst gehabt. Im Tresorraum packt die Angestellte die Beute ein: 461 000 Franken! Minuten später flüchten Eva B. und Enzo G. Er sagt: «Läck, war das ein guter Kick.»
Das Duo fährt direkt zum Polizeiposten in Bern-Bümpliz. Am Schalter bezahlt der Bankräuber eine offene Busse von 350 Franken. Er will verhindern, dass er am Flughafen Zürich deswegen aufgehalten wird. Um 13.30 Uhr hebt er ab Richtung Asien – mit 30 000 Franken im Sack. Seine Komplizin behält 50 000 Franken, den Rest versteckt sie und verwischt die Spuren. Im März und April bringt sie ihm in zwei Tranchen 360 000 Franken per Flugzeug nach Thailand.
Am 16. Mai wird Enzo G. in Hua Hin verhaftet. Er besitzt dort ein Haus mit Pool, ein Auto und einen Töff. Seine Komplizin ist da bereits aufgeflogen. 21 000 Franken bleiben verschwunden. «Ich weiss auch nicht, wo die sind», sagt Eva B. Die Staatsanwältin fordert für ihn 4 ⅔ Jahre Knast, für sie 2 ⅔ Jahre, ein Jahr unbedingt. Das Urteil soll am Freitag fallen.