Zu wenig Sex, zu wenig Essen
Thorberg-Häftlinge im Streik

Mehrere Dutzend Häftlinge der Berner Strafanstalt Thorberg streiken seit Freitag. Sie fordern mehr Essen, mehr Geld – und ein Sex-Zimmer.
Publiziert: 19.11.2017 um 23:56 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 20:35 Uhr
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Die Strafanstalt auf dem bernischen Thorberg.
Foto: LUKAS LEHMANN
Gabriela Battaglia

In der Berner Justizvollzugsanstalt Thorberg sitzen rund 180 Häftlinge. Jetzt streiken mehrere Dutzend von ihnen. BLICK liegt ein dreiseitiger Forderungskatalog vor. Punkt 7 hat es in sich: Die Knastis fordern ein Sex-Zimmer!

«Es ist ein Privatzimmer notwendig, weil viele Beziehungen kaputt gehen, weil das Sexualleben fehlt», heisst es. «Dies ist ein Grundgesetz. Viele würden gern eine Familie gründen, bevor sie und ihre Partnerin zu alt werden.» Frühere Thorberg-Mitarbeiter bestätigen BLICK, dass es im Gefängnis in Krauchthal BE keinen  «Begegnungsraum» gibt.

Gestiegene Kiosk-Kosten

Die Knastis fordern auch mehr Lohn, weil die Kiosk-Kosten gestiegen seien. «Wir haben 320 Franken im Monat.» Sie vergleichen sich mit dem Gefängnis in Lenzburg AG. Dort bekämen die Insassen 400 Franken und dürften 200 Franken von aussen erhalten. Und bestimmte Artikel auf der Kioskliste müssten wieder eingeführt werden: «Afrikanische, asiatische und Artikel anderer Nationen wurden entfernt.»

Auch kulinarisch sind die Unterzeichner unzufrieden. «Das Essen ist nicht ausreichend. Nach getaner Arbeit erwarten wir ein geniessbares Essen und auch grössere Portionen.» Es gebe auch keinen Patientenschutz, weil man «im Beisein vieler Zuhörer» über gesundheitliche Probleme sprechen müsse. 

Forderungen werden schriftlich eingereicht

Thorberg-Direktor Thomas Egger wusste gestern vom Streik – aber noch nichts von den konkreten Forderungen seiner Häftlinge. «Ich habe bisher keine Kenntnis davon und kann deshalb keine Fragen beantworten.» Man habe mit vier «Sprechern» abgemacht, dass die Forderungen heute schriftlich übergeben würden.

Funktional eingerichtet: Zelle im Thornberg.
Foto: Keystone

Er bestätigt aber, dass es seit Freitag in seinem Gefängnis ein Problem gibt. «Am Morgen traten rund zehn Insassen in den Streik. Die Hälfte arbeitete dann wieder. Doch am Nachmittag kamen rund 50 nicht mehr zur Arbeit.»

Sex-Tollhaus

Sex ist auf dem Thorberg nicht zum ersten Mal ein Problem. Im Sommer wurde eine Mitarbeiterin entlassen, weil sie einem Häftling in der Sattlerei zu nahe gekommen war.

2014 musste der damalige Gefängnisdirektor Georges Caccivio (54) gehen. Er manipulierte unter anderem die Akte eines Prostituiertenmörders. Grund: Der Direktor hatte selber Sex mit einer Drogenprostituierten, und der amouröse Ausflug tauchte in der Akte des Mörders auf (BLICK berichtete).

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