Eigentlich ist es ein Grund zur Freude: Das Erziehungsheim Prêles oberhalb des Bielersees hat viele leere Plätze. Dies, weil die Zahl jugendlicher Straftäter seit Jahren zurückgeht. Die positive Entwicklung ist finanziell gesehen allerdings ein Desaster. Insbesondere, weil das Jugendheim unlängst für 38 Millionen Franken erweitert worden ist.
«Von anderem Markt ausgegangen»
Bei der Erweiterung sei man «von einem anderen Markt für Jugendheime ausgegangen», sagt Thomas Freytag, Vorsteher des bernischen Amts für Freiheitsentzug und Betreuung der «Berner Zeitung»: «Darum hat man vor allem in geschlossene Plätze mit hohem Sicherheitsbedürfnis investiert.»
Nun seien aber gerade im Bereich der stationären Jugendstrafen die Zahlen rückläufig. Denn im Jugendstrafrecht gelte zunehmend die Losung «Therapie vor Strafe».
Rabatt für andere Kantone
Um die verbleibenden Verurteilten ist ein Wettbewerb entstanden. Der Kanton Bern reagiert, indem er für ausserkantonale Heimeinweisungen in Prêles Rabatt-Tarife gewährt, bei denen nur 70 Prozent der effektiven Kosten verrechnet werden.
Steuerzahler berappen Rabatte
Dies widerspricht aber einer interkantonalen Vereinbarung, welche die Vollkostenverrechnung vorsieht. Das Amt für Freiheitsentzug macht gegenüber der «BZ» geltend, dass die Differenz nachträglich eingefordert werde. SP-Grossrat Matthias Burkhalter hingegen ist überzeugt, dass die Rabatte vom Berner Steuerzahler bezahlt werden. (ant)