Auf einen Blick
- Parkplatz in Lyssach wegen Abzock-Vorwürfen gesperrt
- Kantonspolizei Bern ermittelt wegen Nötigung und Geldwäscherei
- Über 100 Google-Bewertungen mit durchschnittlich 1,1 Sternen
- Gerichte kritisieren Geschäftsmodell des Betreibers
- Betreiber plant, den Fall ans Bundesgericht zu bringen
«Ich lasse mich nicht so einfach abzocken», schimpfte Blick-Leser S. I.* (39) im Juli über den «Park and Ride»-Parkplatz in Lyssach BE. Kein Einzelfall: Auf Google hat der Parkplatz über 100 Bewertungen angehäuft – mit durchschnittlich 1,1 von 5 Sternen. In vielen Kommentaren stehen Worte wie «Abzocke», «Sauerei» oder «absolut kriminell». Der Vorwurf: Kunden der umliegenden Geschäfte werden auf den Parkplatz gelockt und erhalten anschliessend hohe Rechnungen – unter Androhung von Betreibung und Strafanzeige.
Inzwischen ermittelt auch die Kantonspolizei Bern. Es wurde ein Strafverfahren gegen den Betreiber eröffnet – wegen Nötigung, eventuell Betrug und Geldwäscherei. Das berichtet Bärn Today. Der Grund: Es gab mehrere Anzeigen. Darum hat die Behörde erstmal reagiert und den Parkplatz gesperrt.
Betreiber sieht sich im Recht
Schon im vergangenen Jahr hatten mehrere Gerichte das Geschäftsmodell des Park and Ride und ähnlicher Parkplätzen kritisiert. Das Fazit: Ein richterliches Parkverbot soll Unbefugte von Privatparkplätzen fernhalten, damit beispielsweise Mietende, Besuchende oder Kunden die Plätze nutzen können. Das Verbot ist hingegen nicht dazu gedacht, dass Betreiber gebührenpflichtiger Parkplätze damit Druck machen, um Parkgebühren einzutreiben.
Der Lyssacher Parkplatzbetreiber sieht sich derweil im Recht. Eines der Urteile gegen seine Firma zog er weiter ans Berner Obergericht. Wann es zur Verhandlung kommt, ist noch nicht bekannt. Auf Anfrage von Blick sagte er im Juli, dass er den Fall bei einer weiteren Niederlage ans Bundesgericht bringen wolle.
Zudem weist der Betreiber den Vorwurf, dass sein gebührenpflichtiger Parkplatz nicht genügend gekennzeichnet sei, von sich. «Wir haben zwei Parkautomaten, mehrere Verbots- und Hinweisschilder sowie gelbe, nummerierte Parkfelder.»
Tatsächlich finden sich vor Ort alle vom Betreiber beschriebenen Merkmale. So wurden die Parkfelder seit Blicks letztem Besuch im Mai 2023 gelb eingezeichnet. Allerdings ist fraglich, wie viele Autofahrer wissen, dass das für «private Nutzung» steht. Zumal die Situation rundherum unübersichtlich ist, gerade wenn man im Kopf bereits die Einkaufsliste durchgeht.
* Name bekannt