«Wir wandern nach Afrika aus»
Ehepaar Zysset muss oranges Haus in Biel neu streichen

Das Ehepaar Zysset wollte ein bisschen Fröhlichkeit ins Stadtbild von Biel BE bringen. Sie strichen ihr Haus deshalb vor vier Jahren orange. Nach der Stadt findet jetzt auch das Berner Verwaltungsgericht: Die Farbe ist zu grell.
Publiziert: 28.05.2018 um 16:47 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:35 Uhr
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Marie und Willy Zysset vor ihrem orangen Haus an der Mettstrasse in Biel BE.
Foto: Peter Gerber
Gabriela Battaglia

Willy (70) und Marie (59) Zysset wollten mit ihrem orangen Haus für einen fröhlichen Farbtupfer im Stadtbild von Biel BE sorgen. Der pensionierte Elektroingenieur erhielt vorgängig die Auskunft, die Farbe sei frei wählbar, für eine Fassadenrenovation brauche es keine Bewilligung.

Im Frühling 2014 strich das Ehepaar Zysset ihr Haus für 27'000 Franken in Orange. Seither sehen die Berner Behörden rot. Zuerst bemängelte die Baukommission von Biel, der neue Fassadenton sei ein grell leuchtendes Orange. Die Zyssets müssten deshalb ihr Haus bis Ende August 2016 wieder in die ursprüngliche schmutzige Braunfarbe umstreichen (BLICK berichtete).

Auch Gericht sagt: neu streichen

Das Ehepaar wollte den Entscheid nicht akzeptieren und reichte zweimal Rekurs ein. Jetzt hat nach über zwei Jahren auch das Berner Verwaltungsgericht entschieden: Das Haus an der Mettstrasse in Biel muss neu gestrichen werden!

In dem 21-seitigen Entscheid stützt sich das kantonale Gericht weitgehend auf die Begründung der Bieler Stadtbeamten: Das orange Haus liege direkt an der Strasse, die Farbe sei deshalb zu auffällig. Das Ehepaar ist schwer enttäuscht. Willy Zysset weiss noch nicht, ob er und seine Frau erneut Einsprache erheben. «Wir haben jetzt noch 25 Tage Zeit, um zu überlegen, ob wir wieder Rekurs einlegen», sagt Willy Zysset zu BLICK.

Das ganze Puff um sein Haus hat das Ehepaar schon jetzt viel Geld gekostet. Neben den Kosten und Gebühren für die Amtsstuben drohte Biel dem Ehepaar mit einer Busse von bis zu 40'000 Franken, falls sie ihr Haus nicht in den ursprünglichen Braunton zurückversetzen. Falls sie rückfällig werden, also das Haus erneut neu bemalen, beträgt die Busse gar bis 100'000 Franken.

Haus ab sofort zum Verkauf

Jetzt hat das Ehepaar Zysset endgültig die Nase voll vom wiehernden Berner Amtsschimmel. «Es reicht meiner Frau und mir», sagt Willy Zysset. «Unser Haus steht ab sofort zum Verkauf. Wir wandern nach Afrika aus.»

Marie Zysset stammt ursprünglich aus Kamerun. Der Streit um ihr oranges Haus hat dem Ehepaar zugesetzt. «Wir regen uns nur noch auf und ich schlafe schlecht», sagt Willy Zysset. «Wir haben jetzt definitiv genug von den Vorschriften hier in der Schweiz. Ich möchte in meinem Alter endlich in Ruhe leben und mein Dasein noch geniessen können.»

Zysset wollte Bieler Stapi treffen

Zysset hatte sogar dem Bieler Stadtpräsidenten Erich Fehr (SP) geschrieben und um ein persönliches Treffen gebeten. «Er fand es aber nicht nötig, einen Steuerzahler seiner Stadt kennenzulernen. Fehr teilte mir bloss mit, das sei Sache des zuständigen Departements.»

Willy und Marie Zysset wollen in die Stadt Ngoulemakong in der Nähe von Kameruns Hauptstadt Yaoundé auswandern. «Der Name der Stadt heisst übersetzt ‹Mit dem Schwert erobert›, sagt Zysset. «Dort werden wir uns endlich frei fühlen.»

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