In der Schweiz dürfen per Gesetz nur verheiratete heterosexuelle Paare Samenspenden nutzen. Der Rest organisiert sich anders. Beispielsweise durch Samenspenden aus dem Bekanntenkreis. Oder im Ausland. «Lesbische Paare oder alleinstehende Frauen gehen oft nach Dänemark», sagt Peter Fehr von der IVF-Klinik «OVA» in Zürich dazu. Holland und Spanien seien ebenfalls beliebte Länder, um sich Samen einpflanzen zu lassen.
Auch auf dem Postweg kommt Sperma in die Schweiz. Der Zoll geht von über 100 Lieferungen jährlich aus. Wird ein Paket erwischt, wird der Samen nicht ausgeliefert, sondern aufgetaut und damit zerstört. Die Folgen für die Empfängerin sind laut Fehr gering, sofern es sich um Eigengebrauch handle.
100 bis 150 Bewerbungen im Hintergrund
Fehr ist für die «legale Variante der Samenspende» verantwortlich. Im Rahmen eines «Sharing-Programms» stellt OVA Dr. Elisabeth Berger vom Lindenhofspital in Bern 25 Spender und ihre Samen zur Verfügung. Die Klinik selber verfügt laufend über 40 bis 60 Spender. Von jedem Spender würden 80 bis 100 Proben genommen und eingefroren. Maximal dürfte jeder Spender acht Kinder zeugen, damit künftige Blutsverwandschaften vermieden werden könnten.
Eine grosse Palette an Spendern sei nicht nötig, erklärt der Fortpflanzungsexperte: «Wir haben immer im Hintergrund 100 bis 150 Bewerbungen auf die wir zurückgreifen können.» Weil Samenspenden nur maximal fünf Jahre aufbewahrt werden dürften, mache eine grössere Samen-Sammlung keinen Sinn.
100 bis 150 Paare seien in der OVA gleichzeitig in Behandlung. Ihnen stehen die erwähnten 40 bis 60 Spender-Spermien zur Auswahl. Man achte darauf, dass sich Spender und Zieh-Vater möglichst ähnlich sehen. Wichtig seien vor allem Haut- und Augenfarbe. Alle paar Jahre käme afrikanisches oder indisches Sperma zum Einsatz. Der grösste Teil der Kundschaft seien jedoch Mitteleuropäer. Fehr: «Darum brauchen wir möglichst viele solche Spender.»
«Man muss etwas tun»
Im Gegensatz zur britischen Samenbank, die mit einer Kampagne verzweifelt nach Samenspendern sucht, ist Fehr unbesorgt: «Natürlich muss man etwas tun und potentielle Spender auf die Möglichkeit aufmerksam machen.» Er selber habe immer wieder in den Medien über Samenspende berichtet und damit gute Erfahrungen gemacht.
Anders tönt es hingegen aus der Westschweiz. Da kann der Bedarf gerade so gedeckt werden, wie Daniel Wirthner vom Fortpflanzungszentrum CPMA in Lausanne und Nicolas Vulliemoz von der entsprechenden Abteilung am Universitätsspital Lausanne sagen.
«Wir haben aktuell 14 Spender», sagt Vulliemoz zu «Le Matin»: «Unsere Abteilung funktioniert, aber wir wären glücklich, wenn wir unsere Spender-Palette ausweiten könnten.» Und auch beim CPMA genügen die 30 aktuellen Spender gerade eben, um die Nachfrage zu befriedigen. Weitere Spender wären aber ebenfalls «herzlich willkommen», wie Wirthner sagt.
«Kunden schenken uns extrem viel Vertrauen»
Manche Schweizer Kliniken würden Samen aus dem Ausland importieren, sagt Fehr. Das würde auch für die OVA-Klinik viel weniger Aufwand bedeuten. Ein solches Vorgehen würde aber sein wichtigstes Prinzipien verletzen: «Ich will alle Spender persönlich kennenlernen. Schliesslich schenken mir unsere Kunden extrem viel Vertrauen. Das kann ich nicht einfach auf eine mir unbekannte Samenbank übertragen.»
Wer spendet, muss einen Fragenkatalog ausfüllen und sich danach – nebst einem rund einstündigen Gespräch - allerlei gesundheitlichen Tests unterziehen. Entlöhnt werden die bis zu zwölf Besuche in der OVA-Klinik mit 2000 Franken. «Reich wird man nicht.» Gedeckt werden, das ist gesetzlich erlaubt, Spesen und Aufwand.
Zwischendurch müsse er auch einmal einen «Sonderling» abweisen, also einen Spender, dessen Erbgut man nicht zwingend weitergeben möchte, sagt Fehr. Frühzeitiger Haarausfall oder Korpulenz sei hingegen – je nach Ziehvater – nicht zwingend ein Ausschlusskritierum: «Das Wichtigste ist, es muss passen.»