8,9 Millionen Franken. So viel Geld darf die Berner Gemeinde Rümligen (471 Einwohner) zusätzlich ausgeben. Grund dafür sind Sondersteuereinnahmen aus einem Lottogewinn. Wie die «Berner Zeitung» berichtet, dürfte der Geldsegen einem Euromillions-Gewinn aus dem Jahr 2018 zu verdanken sein. Damals sahnte eine Person aus der Deutschschweiz 89,4 Millionen Franken ab! Der Rümliger Gemeindepräsident Martin Studer bestätigt die Recherche indirekt. Der Zeitung sagt er, der Gewinn würde ungefähr zwei Jahre zurückliegen.
Mittlerweile lebt der Gewinner nicht mehr in Rümligen. Wie BLICK von Anwohnern erfährt, ist der Mann nach Zug umgezogen. Er war im Dorf bekannt, seit längerem wurde vermutet, er könne das grosse Los gezogen haben. Gewusst hatte es aber kaum jemand, der Gewinner habe nie mit seinem neuen Geld geprotzt.
Um den Jackpot zu gewinnen, musste er fünf Zahlen und zwei Sterne richtig tippen. Zehn Prozent der Gewinne mussten an die Gemeinde abgegeben werden, insgesamt fallen im Kanton Bern 32,5 Prozent Steuern auf Lottogewinne an. Dem Gewinner oder der Gewinnerin bleiben damit aber immer noch rund 60 Millionen Franken.
Fusion am Montag geplant
Freuen dürfen sich aber auch die Bewohner der Gemeinde Rümligen. Bei 471 Einwohnern erhält jeder von ihnen indirekt 20'000 Franken. Allerdings müssen sie das Geld teilen, denn die Gemeinde Rümligen plant, mit dem wesentlich grösseren Riggisberg (2550 Einwohner) zu fusionieren. Am Montag soll der Entscheid dazu fallen.
Im Dorf gibt es deshalb an diesem Morgen nur ein Thema: den Lottogewinn. Die Stammgäste in der Dorfbeiz glauben, nun nicht mehr fusionieren «zu müssen».
«Es het kässelet»
Der Rümliger Gemeindepräsident Martin Studer sagt dazu, dass finanzielle Interessen nicht im Vordergrund der Fusion stehen würden. Die Vorteile einer Fusion würden für Rümligen hauptsächlich bei der Besetzung politischer Ämter, bei der Suche nach geeignetem Kaderpersonal und der Sicherstellung der Stellvertretungen in der Gemeindeverwaltung sowie dem Erhalt des Schulhauses liegen. «Die Hauptprobleme der Gemeinde Rümligen werden durch den Geldsegen somit nicht gelöst.»
Der Riggisberger Gemeindepräsident Michael Bürki sagt zum Lottogewinn: «Es het kässelet». Das sei auch für die neue Gemeinde «schön». Es wird laut Bericht allerdings befürchtet, dass der Lottogewinn die Fusionspläne torpedieren könnte. Zumindest finanziell dürfte Rümligen nicht mehr auf eine Fusion angewiesen sein, ist der «Berner Zeitung» zu entnehmen. Das Eigenkapital der Gemeinde steigt von rund 0,7 auf 9,6 Millionen Franken.
Steuerfuss sinkt
Sollte die Fusion durchkommen, haben die Gemeindepräsidenten den Bürgern Steuererleichterungen in Aussicht gestellt. In der neuen Gemeinde soll der Steuerfuss bei 1,60 Einheiten liegen, in Rümligen liegt er bisher bei 1,70, in Riggisberg bei 1,82. (vof)