Das Video beginnt ominös. Zwei Tiktoker laufen die Strassen Thuns BE entlang. Das Handy ist auf den Boden gerichtet. Einer sagt: «Oh mein Gott Bro». Plötzlich beginnen sie zu rennen. Als sie ein paar Sekunden später ihren Schritt verlangsamen, ist ein Mann im Video zu sehen, der am Boden liegt. Um ihn herum stehen mindestens sechs Polizisten. Einige halten ihn fest, andere zielen mit Waffen auf ihn. Eine weibliche Polizistin läuft mit einem grossen Gewehr davon. Der Mann am Boden sagt: «Das ist ein Spielzeug». Und später: «Es ist Halloween».
Die Tiktoker lachen. Dann endet das Video.
Er muss mit einer Anzeige rechnen
Was ist da passiert? Lief da tatsächlich ein Mann mit einem echten Gewehr durch Thun? Blick hat die Berner Kantonspolizei angefragt. Man habe am Samstagabend um etwa 20.45 Uhr aus der Bevölkerung eine Meldung erhalten, dass in Thun im Bereich des Bahnhofs ein Mann in einem Tarnanzug mit einem Gewehr unterwegs sei.
Die ausgerückten Polizisten forderten den Mann unter vorgehaltener Waffe auf, das Gewehr niederzulegen. «Dem kam er umgehend nach, und er konnte in der Folge ohne Gegenwehr angehalten werden», sagt Sprecherin Jolanda Egger.
Im Zuge der weiteren Abklärungen auf der Polizeiwache stellte sich heraus, dass es sich bei der Waffe nicht um eine echte Waffe handelt. Das Attrappen-Gewehr sowie der Tarnanzug wurden sichergestellt. Der Mann muss mit einer Anzeige wegen Widerhandlung gegen das Waffengesetz rechnen.
Vorsicht – auch bei Attrappen-Waffen
Egger warnt: «Das Mitführen von Waffen – insbesondere auch von unechten – kann unter Umständen zu gefährlichen Situationen führen. Solange eine Gefährdung nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann, müssen die Einsatzkräfte in solchen Situationen davon ausgehen, dass eine Waffe echt ist, solange nicht das Gegenteil feststeht.»
Oft sei es aber in der Situation nicht möglich, unmittelbar zu erkennen, ob eine Waffe echt ist oder nicht. «Die Einsatzkräfte müssen sodann zur Gewährleistung der Sicherheit innerhalb von Sekunden über das weitere Vorgehen und eine allfällige Intervention entscheiden – dies kann mitunter für alle Beteiligten bzw. anwesenden Personen auch gefährlich werden», sagt Egger. (vof)