Es war auch für mich als erfahrene Gerichtsreporterin eine denkwürdige Woche: Im März 2016 fand in Renens VD der erstinstanzliche Prozess gegen Claude Dubois (41) statt. Das Publikumsinteresse war riesig. Der Gerichtssaal war eine Woche lang bis auf den letzten Platz besetzt.
Der Mörder von Marie (†19) genoss das Scheinwerferlicht. Gleich zum Auftakt des Prozesses versuchte er, seinen Tarif durchzugeben: Er verlangte aus einem fadenscheinigen Grund die Absetzung seines Pflichtverteidigers.
Der Mörder von Marie war eiskalt. Er kam mit seinem eigenen Ordner und machte eifrig Notizen. Immer wieder ergriff er das Wort, so, als ob er ein Plädoyer halte.
Er versuchte, zu manipulieren. Mitten im Prozess wies er einen Kollegen von mir namentlich zurecht. Dieser habe etwas Falsches über ihn geschrieben.
Dubois zeigte keine Regung und keine Reue. Prahlerisch gab er unumwunden zu, Marie getötet zu haben. Und mit sadistischer Lust schilderte er, wie brutal er Marie umgebracht hatte. Sie habe zum Schluss akzeptiert, dass sie sterben müsse, sagte Dubois. Auch er habe sterben wollen.
Der Mörder versuchte, sein Opfer in den Dreck zu ziehen. Als er das tat, schaute er die Familie von Marie im Gerichtssaal an. Weshalb er Marie tötete, sagte Dubois nicht.
Eine Entschuldigung an ihre Familie fand er «deplatziert». Maries Mutter brach zusammen. Sie kam nicht mehr in den Gerichtssaal zurück.
Dubois suhlte sich vor zwei Jahren im Schmerz der Angehörigen und im Scheinwerferlicht. Ich dachte, es sei das letzte Mal.