Azad A. (41) spricht mit BLICK über seine Tat
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Verprügelte seinen Nachbar:Azad A. (41) spricht mit BLICK über seine Tat

Verurteilt mit Landesverweis! Schläger Azad A. (41) erklärt im BLICK
«Darum wollte ich Kebab aus meinem Nachbarn machen»

Roy Hilfiker (41) wurde vor zwei Jahren in Aarwangen BE im Treppenhaus von seinem Nachbarn Azad A.* (41) brutal niedergeprügelt. Dieser erzählt nun, weshalb es zur Schlägerei kam – und warum ihn der Landesverweis mehr stört als die Haftstrafe.
Publiziert: 24.07.2019 um 23:23 Uhr
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Aktualisiert: 25.07.2019 um 13:28 Uhr
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Das Regionalgericht Emmental verurteilte den Türken Azad A.* (41) zu zweieinhalb Jahren Knast plus zehn Jahre Landesverweis.
Foto: Peter Gerber
Céline Trachsel

Zweieinhalb Jahre Knast! So lautet das Urteil des Regionalgerichts Emmental für den Türken Azad A.* (41), weil er seinen damaligen Nachbarn Roy Hilfiker (41) vor zwei Jahren so schlimm verprügelte, dass dieser fast an inneren Blutungen gestorben wäre. Die Haftstrafe stört den Türken nicht wirklich – aber den zehnjährigen Landesverweis will er vor Obergericht auf jeden Fall anfechten. «Notfalls gehe ich bis vor den Europäischen Gerichtshof», sagt A. zu BLICK. Er findet: «Ich bin ein Härtefall, hier aufgewachsen. Ich ging schon in der Schweiz in den Kindergarten – was soll ich in der Türkei? Als Alevit werde ich dort verfolgt.»

«Er stand am Fenster und hat mich dumm angemacht»
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Von Nachbar fast totgeprügelt:«Er stand am Fenster und hat mich dumm angemacht»

Den Aussagen des Opfers, dass er die Schlägerei angezettelt habe, hält Azad A. entgegen. Ihn stört, dass sein Opfer im Interview mit BLICK und vor Gericht unterschiedliche Aussagen machte. Der Türke dazu: «Ich stehe zu meiner Tat, aber die Schlägerei provoziert hat der andere! Das gab er sogar vor Gericht zu.» Denn die beiden kannten sich vor der Prügelei sehr wohl – was Roy Hilfiker nicht zugeben wollte. Azad A.: «Ich war der Einzige im Wohnblock, der was sagte, wenn seine Familie sich nicht an die Hausregeln hielt. Deshalb pöbelte er immer wieder, nannte mich Drecks-Ausländer. Sogar noch nach der Schlägerei!»

Das Opfer soll die Prügelei provoziert haben

An besagtem Tag vor zwei Jahren habe Azad A. die offen stehenden Küchenfenster geputzt, als der draussen vorbeilaufende Hilifker wieder einmal frech geworden sei. Der Türke: «Er ballte die Faust und fragte: ‹Wottsch Problem?› Deshalb rief ich ihm zu: ‹Ich werde Kebab aus dir machen!›»

Dann habe er im Treppenhaus auf den Kontrahenten gewartet. «Ich zog extra meine Kickbox-Handschuhe an, weil meine Schläge ihn so weniger schmerzten.» Bei der Schlägerei sei Hilfiker «halt immer wieder aufgestanden und hat zurückgeschlagen – sonst hätte ich früher aufgehört». Die Schläge sind dramatisch: Der Schweizer erleidet einen Milzriss und innere Blutungen, muss ins Berner Inselspital, stirbt beinahe und bleibt wochenlang arbeitsunfähig.

Der Angreifer weiss um sein Aggressionspotenzial

«Das mit dem Milzriss war ein Schock», sagt Azad A. «Wäre er gestorben, hätte ich damit nicht leben können.» Er sei sonst ein friedlicher Mensch. Doch: «Wenn einer immer so provoziert, sehe ich halt irgendwann rot!» Das komme von seiner Epilepsie, und er leide unter einer Depression. «Ich war in Jugendheimen und wurde verprügelt, bis ich mich entschieden habe, den Spiess umzudrehen. Deshalb begann ich mit Thai- und Kickboxen.»

Er sei aber kein Schwerverbrecher, betont A. «Es war doch bloss eine Schlägerei unter Männern.» Mit seinem Opfer hat A. noch im Gericht Frieden geschlossen. «Das war mir wichtig, denn mir tut die Sache leid. Ich habe ihm aber geraten, keine Ausländer mehr anzupöbeln.»

*Name geändert

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