Schweizer dürfen selber entscheiden, wie und wo sie um ihre verstorbenen Angehörigen trauern möchten. War der Tote zu Lebzeiten zum Beispiel ein leidenschaftlicher Bergsteiger, kann seine Asche über den Alpen verstreut werden. Tauchte er für sein Leben gern, darf er seine letzte Ruhe in einem See finden.
Bestattungsunternehmen witterten das Geschäft mit dem Tod. Auch die «Oase der Ewigkeit» bietet auf dem Berner Beatenberg Naturbestattungen an. Bis jetzt durfte Geschäftsführer Dietmar Kapelle das nur auf einer Almwiese tun – auf Wunsch unter einem Edelweiss. Doch jetzt darf die Asche auch im Wald verstreut werden.
Am Wochenende wurde das neue Angebot laut «Berner Zeitung BZ» bereits genutzt – von einer Familie aus Deutschland. Die meisten Kunden seien Deutsche. Bei ihnen gilt nämlich die Friedhofspflicht, wodurch sich viele in ihrer Trauer eingeschränkt fühlen (Blick.ch berichtete).
Auch Hoteliers profitieren
Genau vor diesem Urnen-Tourismus fürchteten sich die Beatenberger in den Anfängen der ewigen Oase. Doch mittlerweile fühle sich keiner mehr gestört. Und wirtschaftlich sind die Bestattungen nicht nur für Kapelle interessant:
«Vor allem einige Hoteliers freuen sich über die Zusatzeinnahmen durch die Angehörigen, die ein paar Tage bleiben, gerade in der Zwischensaison, wenn sonst nicht viel läuft.»
«Zwei Aschen pro 100 Quadratmeter»
Vier Jahre musste Kapelle für die Bewilligung kämpfen. Denn der Waldboden darf nicht gedüngt oder in einer anderen Form belastet werden.
Menschliche Überreste können allerdings Schwermetalle enthalten. Diese können laut «BZ» die Folge von jahrelangem Medikamentenkonsum sein oder entstehen, wenn bei der Kremierung Gebisse und künstliche Gelenke verbrannt werden.
Die Lösung: In einem Abstand von zehn Jahren dürfen pro 100 Quadratemeter höchstens zwei menschliche Aschen verstreut werden. Kein Problem für Kapelle und sein 15'000-Quadratmeter-Grundstück. «Das reicht bestimmt für die nächsten 20 Jahre.» (lex)