Über eine halbe Million... Briefmarken
Der wahre Schatz von Bern

«Darf ich Dir meine Briefmarkensammlung zeigen?» Heute ist diese Frage ganz und gar nicht anzüglich gemeint. An der Berner Museumsnacht zeigt der Weltpostverein einen Teil seines Archiv-Schatzes.
Publiziert: 20.03.2015 um 20:34 Uhr
|
Aktualisiert: 11.10.2018 um 02:01 Uhr
1/4
Die älteste Briefmarke der Welt wird heute ausgestellt, die «One Penny Black».
Foto: Weltpostverein
Von Thomas Rickenbach

In Zürich geht es in der Legende um den Paradeplatz, in Bern um den Bundesplatz. Es heisst, dass unter einem von ihnen das Gold der Nationalbank liege. 2009 sagte der damalige Finanzminister Hans-Rudolf Merz im Nationalrat jedenfalls: «Es liegt nicht in der Tiefe des Bundesplatzes.» Wo das Gold ist, weiss kaum einer. Wer es weiss, schweigt.

Der wahre Schatz von Bern lagert am Stadtrand, im Egghölzli-Quartier, in den Kellergeschossen des Weltpostverein-Hauptgebäudes. Er besteht aus rund 650 000 Briefmarken. Fast jede Marke, die irgendwo erscheint, wird in einem Exemplar nach Bern geschickt und landet dort im Archiv. Die teuerste Markensammlung der Welt sei es nicht, lacht Louis Virgile, «die besitzt die Queen».

Die älteste Marke der Welt

Virgile ist quasi der höchste «Märkeler» der Welt. Der Franzose ist zuständig für Philatelie beim Weltpostverein. Bei der Museumsnacht ist seine Organisation heute Gast, öffnet ausnahmsweise ihre Tore. Virgile hat ein paar Dutzend Marken zusammengestellt, die den Besuchern präsentiert werden.

Darunter ist die «One Penny Black», die erste Briefmarke überhaupt. Gedruckt in Grossbritannien, beliebt bei Sammlern, «aber gar nicht speziell teuer», wie Virgile sagt, denn sie wurde 68 Millionen Mal gedruckt.

Superman samt Mikrochip

Zu sehen sind auch modernere Marken, Virgile nennt sie «timbres techno». In einem Exemplar von der britischen Insel Jersey ist ein Speicher-Chip drin. Dieser kann Infos zum Sujet speichern – in dem Fall ist es «Superman».

Doch welche Rolle spielen Marken  im heutigen Facebook-Zeitalter denn noch? «Im Westen geht die Zahl der Sammler zurück», sagt Virgile. «Aber in Ostasien erlebt die Philatelie einen Boom.» In China gelten Briefmarken als sichere Geldanlage. Virgile glaubt, dass heute mehr als die Hälfte der Philatelisten aus Ostasien stammen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?