Türsteher Pascal B.* (†32) vor Nachtclub erstochen – jetzt spricht seine Mutter
«Wir hatten noch so viele Pläne»

Mohamed M.* (34) erstach Türsteher Pascal B.* (†32) Anfang Dezember 2016 beim Nachtclub «Dead End», unweit der Reithalle in Bern. Jetzt steht der Somalier vor Gericht. Die Angehörigen des Opfers verfolgen den Prozess im Gerichtssaal.
Publiziert: 14.11.2017 um 19:19 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:10 Uhr
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Die Mutter des Toten: Claudine Nagy (57) begleitete gestern den Prozess.
Foto: Gabriela Battaglia
Gabriela Battaglia

Seit gestern steht der Asylbewerber Mohamed M.* (34) in Bern wegen vorsätzlicher Tötung und weiterer Delikte vor Gericht. Anfang Dezember 2016 erstach er beim Nachtclub «Dead End» Türsteher Pascal B.* (†32). Wenige Tage später wurde der Somalier in Genf verhaftet (BLICK berichtete).

Die Eltern des Opfers, Geschwister und Freunde sind im Gericht – es sind harte Stunden für sie. «Wir hatten noch so viele Pläne», sagt Mutter Claudine Nagy (57) leise zu BLICK. «Pascal wollte mir diesen Frühling eine Pergola auf meiner Terrasse bauen.»

Mutter hofft auf hohe Strafe

Ihr Sohn sei ein friedlicher Familienmensch gewesen. Ihr Urteil ist klar: «Ich wünsche mir, dass der Täter die höchstmögliche Strafe bekommt und nachher ausgeschafft wird. Solche Leute brauchen wir nicht in der Schweiz.»

Mohamed M. stach bei der Tat sieben Mal mit einer Schere auf sein Opfer ein. Ein Stich drang so tief in den Schädel ein, dass die Schere den Hirnstamm von Pascal B. verletzte.

Bei der Befragung strapaziert der Somalier die Geduld der fünf Richter. «Ich habe viel Rassismus und Diskriminierung erlebt. In mehreren europäischen Ländern. Die Schweiz ist aber das schlimmste», sagt er gleich zu Beginn. «Hier wird nicht mit Waffen ein Krieg geführt, sondern mental.»

Angeklagter spricht von «Unfall»

«Es war ein Unfall», verteidigt sich Mohamed M. «Er hat mich angegriffen und mir einen Faustschlag an den Kopf versetzt. Ich machte eine Abwehrbewegung. Dann fiel er nach hinten in meine rechte Hand, in der ich die Schere hielt.» Der Richter fragt: «Wieso hatten Sie eine Schere dabei?» Mohamed M.: «Um meine Kokainpfeife auszukratzen.»

Er gibt zu, vor der Tat einen Cocktail aus Kokain, MDMA, LSD, Alkohol, Marihuana und Amphetaminen intus gehabt zu haben. Der Angeklagte erinnert sich: «Das Kokain kaufte ich in der Reithalle.»

Die Akte von Mohamed M. ist lang: Der Somalier kam 2008 in die Schweiz und stellte ein Asylgesuch. Dieses wurde 2010 abgewiesen. Wegen «Unzumutbarkeit» wurde die Wegweisung nicht vollstreckt. Der Somalier bekam einen Ausweis F als vorläufig Aufgenommener.

Immer wieder hagelt es Verwarnungen

Mohamed M. ist mehrfach vorbestraft. Im August 2014 verwarnte ihn das Bundesamt für Migration schriftlich: Wenn er weiter «delinquiere», werde ihm der Ausweis F entzogen.

«Diese Verwarnung kenne ich nicht», sagt der Somalier. «Sie kannten diese Verwarnung wirklich nicht?», fragt der Richter nach. «Ich habe keine Fehler gemacht», sagt Mohamed M. stur. «Es war so schwierig, dass ich mich nicht einmal auf die Strasse traute.» Er verletzte ein Rayonverbot, das im März 2016 für die Berner Innenstadt erlassen wurde, mehrfach.

Am Ende braust Mohamed M. auf. Er braucht die Übersetzerin plötzlich nicht mehr. Wild gestikulierend sagt er auf Schweizerdeutsch: «Ich bin kein Schweizer. Ich sterbe in Somalia. Mit einer Kugel. Bumm.»

Das Urteil wird am Freitag verkündet.

* Name der Redaktion bekannt

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