Der Berner Marc Hauser machte, was noch niemand vor ihm gewagt hatte: Er sprang auf über 7000 Meter Höhe aus einem Heissluftballon in den Jetstream – und wäre dabei fast ums Leben gekommen. Die unglaubliche Geschichte endete 2018 mit einem Happy-End in Australien. Jetzt bekam Hausers Abenteuer die Krone aufgesetzt: Das Guinness-Buch der Rekorde verzeichnete seinen Wahnsinnssprung offiziell als Weltrekord. Die ganze Welt feiert den Berner Unternehmer nun – die Amis betiteln ihn als «Schweizer Superman». Aber von vorne:
Juni, 2018, Down Under: Marc Hauser und seine zwei Teammitglieder rasen im Heissluftballon mit 140 km/h hoch über Australien durch den Himmel. Dann kommt es beinahe zur Katastrophe: Kurz vor der geplanten Sprunghöhe machte die Sauerstoffversorgung in der Kabine Probleme. Die Lage der drei Männer war kritisch. «Ohne den Reservesauerstoff wären wir dort oben innert kürzester Zeit gestorben», sagte Hauser vor gut einem Jahr gegenüber BLICK.
Springen – oder alle werden sterben
Und es kam noch schlimmer: Plötzlich stiegen auch alle Brenner des Heissluftballons aus. Es drohte eine Crash-Landung aus fast 8000 Metern! Trotz verzweifelter Versuche konnte das Team den Schaden nicht beheben. Hauser hatte nur eine Möglichkeit: Er musste sofort springen.
Im Flug quälte Hauser nur ein Gedanke: «Hoffentlich geht alles glatt. Sie sind ja nur wegen mir dort oben.» Erst mehrere Minuten nach seiner Landung erhielt er den erlösenden Anruf. Seine Kollegen waren wohlauf. Hauser fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Denn: «Wir bewegten uns am absoluten Limit, aber ein Menschenleben wäre es nicht wert gewesen», erklärte er gegenüber BLICK.
Marc Hauser leidet an Höhenangst: ««Ich bin ein Angsthase»
Sein Rekord lässt sich sehen: Hauser flog als erster Mensch im freien Fall mit dem Jetstream. «Es fühlte sich an, als spränge ich in die Leere. Es war ein ganz spezieller Flug.» Dabei leidet er eigentlich an Höhenangst: «Ich bin ein richtiger Angsthase. Vor vielen Sprüngen habe ich ein ganz schlechtes Gefühl.» Er könne seine Angst aber nicht überwinden. Er könne nur versuchen, damit umzugehen.
Auch technische und finanzielle Schwierigkeiten machten Hauser das Leben schwer. Immer wieder stand das Projekt auf der Kippe. «Ich habe den Aufwand am Anfang massiv unterschätzt», sagte der Unternehmer. Aber Hauser blieb hartnäckig. Denn er wollte mit dem Sprung auch auf das gewaltige Energiepotenzial von Höhenwinden aufmerksam machen. «Im Jetstream steckt unglaublich viel Kraft», sagt er. «Zwei Prozent würden reichen, um alle Energieprobleme auf der Erde zu lösen.»
Marc Hauser – der «Schweizer Superman»
Knapp zwei Jahre nach Hausers Wahnsinnssprung geht sein Weltrekord dank dem Eintrag ins offizielle Guinness-Buch der Rekorde um die Welt. Der amerikanische Sender CNN widmet Marc Hauser diese Woche einen umfangreichen Beitrag und nennt ihn «Schweizer Superman».
Das Energiepotenzial von Höhenwinden sei bekannt geworden, sagt Hauser im Interview. «Es gibt weltweit etwa ein Dutzend Start-ups, und sie sind beim Sprung in den Markt wirklich ganz vorne mit dabei.» Diese Firmen würden bereits an Prototypen arbeiten, aber alle haben dasselbe Problem: «Sie brauchen erhebliche Finanzmittel, und das ist es, wonach sie alle suchen.»
Marc Hauser gibt zu bedenken, dass trotz seinem Sprung das Energiepotenzial von Höhenwinden immer noch nicht bekannt sei: «Es ist eine Lösung, die nicht wirklich bekannt ist. Die meisten Leute kennen nur die Windmühlen und damit auch die Windenergie. Und die Höhenwindkraft ist für die meisten von uns einfach ein neues Phänomen.» Er hofft auf weitere Pioniere, die die Entwicklung vorwärts bringen. «Es braucht jetzt aber vor allem Pioniere mit viel Geld in den Taschen.»