Die Ski-Saison in den Alpen beginnt tragisch. Am Klein Matterhorn ist der Italiener Domenico P.* (†47) mit dem Snowboard unterwegs. Er ist ein passionierter, erfahrener Wintersportler. Doch die tödliche Gefahr, die am Samstag auf 3700 Metern ü. M. lauert, erkennt der Anwalt aus Asti (I) nicht.
Gelockt von der Schönheit der freien Abfahrt verlässt der Snowboarder die markierten Pisten. In der Nacht hat Neuschnee den Theodulgletscher mit einer etwa 30 Zentimeter dicken Schicht überdeckt. Tückisch für den Freerider. Er merkt nicht, dass er über eine dünne Schneebrücke fährt. Darunter klafft ein 15 bis 20 Meter tiefer Spalt. Die fragile Schneedecke bricht unter dem Snowboard ein. Der Italiener stürzt in Gletscherspalte, bleibt zwischen den Eiswänden stecken.
Der Freerider war in Gletscherspalte eingeklemmt
Andere Ski-Läufer beobachten das Unglück und alarmieren die Bergwacht. Die Rettungskräfte rücken sofort an. Doch sie brauchen drei Stunden, um den Piemonteser aus dem Eis frei zu schlagen. Der Schwerverletzte wird erst ins Krankenhaus nach Visp VS geflogen, dann gleich weiter ins Inselspital nach Bern. Ein verzweifelter Wettlauf gegen die Zeit, den Domenico P., am Abend des Unglücks schliesslich verliert. Der Jurist stirbt an Unterkühlung und seinen schweren Verletzungen, wie «La Stampa» berichtet. Die Oberwalliser Staatsanwaltschaft hat derweil eine Untersuchung eröffnet. Am Sonntag wird der Leichnam an der Grenze in Chiasso TI den trauernden Eltern übergeben.
Fast zur gleichen Zeit verlieren zwei weitere Männer auf der italienischen Seite des Mont Blanc ihr Leben. Für den Ski-Lehrer Edoardo C.* (†28) aus La Thuile im Aostatal (I) und seinen Freund Luca M.* (†32) aus Finale Ligure bei Savona (I) ist es der Start in die Wintersportsaison. Wie ihr Landsmann Domenico P. wählen die beiden Italiener eine Abfahrtsroute abseits der regulären Pisten.
Skifahrer von Lawine 300 Meter in die Tiefe gerissen
Möglicherweise fahren die Freerider an der Hellbronner Spitze über ein Schneebrett, schreibt «Newsbiella.it». Es löst sich. Eine grosse Lawine setzt sich in Gang und erfasst die beiden Freerider. Die Männer werden von der Lawine über einen Felsvorsprung katapultiert und stürzen 300 Meter in die Tiefe. Eine zweite Lawine folgt. Das Unglück auf 3000 Metern hätte noch weit schlimmer enden können. Denn in der Nähe waren weitere zehn Personen auf Skiern unterwegs, die wie durch ein Wunder den Lawinen entkamen. Unter ihnen ist auch ein Arzt. Er eilt den Verschütteten sofort zur Hilfe.
Auch die italienischen Rettungseinheiten treffen bereits nach wenigen Minuten am Unglücksort ein. «Wir sind mit Notarzt, Reanimationsgerät und Lawinenhunden angerückt», erzählt Einsatzleiter Gianluca Marra aus Courmayeur dem piemontesischen Nachrichtenportal. Aufwand und Schnelligkeit sind aber vergebens. Die beiden Wintersportler waren auf der Stelle tot. Ihre Leichen werden in die Ortschaft Courmayeur gebracht. Ein vermeidbarer Tod: Am Samstag war Lawinengefahr gemeldet worden.
* Namen bekannt