Sechs junge Männer, die von ihrer Reise nicht zurückgekommen sind. «Sie hatten eine fantastische Zeit in Norwegen», sagte der Pfarrer gleich zu Beginn des Trauergottesdienstes für die sechs Toten des Minibus-Unfalls in Schweden. Der Geistliche führt aus: «Sie waren Eisfischen, fuhren Ski, ja sie haben sogar das Nordlicht gesehen.» Dazu wurden Bilder von der Reise eingeblendet, die in der Nähe der nordschwedischen Stadt Kiruna nach der Kollision mit einem Minenfahrzeug ein so jähes Ende nahm.
Der Andrang und die Anteilnahme der Bevölkerung waren riesig. Die Abdankungsfeier musste eigens in eine Halle in Frutigen BE verlegt werden. 2000 Personen fanden dort Platz – aber auch das reichte nicht. Die Zeremonie wurde per Video in einen Nebenraum übertragen – für weitere 500 Trauernde. Verkehrskadetten wurden aufgeboten, um den Verkehr zu regeln, Sicherheitsangestellte kanalisierten den Strom der Trauernden. Schon eine Stunde vor Beginn der Feier fielen sich die Menschen vor der Halle in die Arme, versuchten sich ein wenig Trost zu spenden. Viele der Anwesenden gehörten, wie auch die Verstorbenen selber, einer Freikirche an.
Im Saal blieb fast kein Auge trocken. «Es waren mega coole Ferien», wurde aus einer Postkarte zitiert, welche einer der jungen Männer kurz vor der fatalen Rückfahrt noch seinen Eltern geschickt hatte. «Wir haben eine Sauna gebaut, gefischt. Und den Schweizern am Weltcup in Oslo zugejubelt.» Wohl eines der letzten Lebenszeichen vor dem fatalen Crash im Niemandsland weit nördlich des Polarkreises.
«Wir sind fassungslos. Entsetzt.»
Auch Angehörige ergriffen das Wort: Eltern, Mitglieder der Freikirche, Mitbewohner. «Die Rückreise von den Ferien sollte in ihrem wirklichen Zuhause enden, bei Gott», sagte die Schwester von Michael (†27) und Joel H.* (†25). Die Eltern von Timon G.* (†20) redeten direkt zu ihrem Sohn. «Du warst von Geburt an ein grosser, starker, schüchterner Bub», rang die Mutter um Fassung. Und: «Du hast dich trotz deiner Diabetes nie entmutigen lassen.» Als sie von den Zukunftsplänen des toten Sohnes erzählt, ersticken ihr Tränen die Stimme. Dann fügt sie mit verweintem Schmunzeln an: «Andere Menschen waren ihm immer sehr wichtig.»
Regierungsrat Pierre-Alain Schnegg sagte zur Trauergemeinde: «Der grauenhafte Unfall rüttelt uns im Tiefsten auf und konfrontiert uns unvermittelt mit der Ewigkeit.» Ein solches Ereignis fordere heraus, sich den fundamentalen Fragen zu stellen. «Niemand kann verstehen, warum ein solches Unglück passieren musste. Wir sind fassungslos. Entsetzt. Wütend. Oder sogar empört.» Es gebe keine einfache Antwort darauf.
«Wir werden uns im Himmel wiedersehen»
Der Adelbodner Gemeinderatspräsident Markus Gempeler (SVP, 54) betonte vor allem, wie sehr ihn der Zusammenhalt in der Gemeinde beeindruckt habe. Die meisten der Verstorbenen stammen aus seinem Ort.
Nicht das Wort ergriffen hat Ilja B.* (23), der den Crash als Einziger überstand und ebenfalls im Saal anwesend war. Sein Überleben gleiche einem «Wunder», der junge Adelbodner dürfte sein Seelenheil im Glauben suchen. Einer der Angehörigen formulierte einen frommen Wunsch: «Wir werden uns im Himmel wiedersehen. Bis glyy.»
* Namen der Redaktion bekannt