Fassungslos steht Delphine Stalder (22) vor den Trümmern auf dem Golfplatz in Kiesen BE. Das Mitglied der Geschäftsleitung kann auch einen Tag später immer noch kaum glauben, dass der Sturm am Sonntag die Driving Range mit 40 Abschlagplätzen dem Erdboden gleich gemacht hat: «Das war ein massiver Bau mit Stahlträgern, wo die Golfer bei schlechtem Wetter jeweils darunter Schutz gesucht hatten – die Meldung über diesen Schaden kam für uns daher völlig unerwartet!»
Die verheerende Böe dürfte laut der jungen Frau etwa um 15.45 Uhr übers Land gezogen sein. «Bis kurz vorher haben hier noch mehrere Leute Golf gespielt, es hat auch noch ein kleines Turnier stattgefunden. Wegen des aufziehenden Gewitters haben sie aber kurz unterbrochen und haben dann zuerst sogar noch bei der Driving Range Schutz gesucht», berichtet die BWL-Studentin, die derzeit ihren Vater – den Geschäftsführer und Besitzer der Anlage – vertritt. «Dann haben sie aber ins Restaurant gewechselt - zum Glück!»
«Das war ein Schock»
Sie selbst sei zum Zeitpunkt in Bern gewesen und habe per Telefon von dem grossen Sturmschaden erfahren. «Die Nachbarn haben mich angerufen und haben gesagt, die Driving Range sei zu Boden. Ich habe dann ungläubig nachgefragt und sie haben gemeint, sie sei effektiv flach», sagt die junge Frau zu Blick. «Und scheinbar hat nicht einmal im Restaurant jemand etwas vom Einsturz mitgekriegt.» Vermutlich sei der Krach des einstürzenden Gebäudes vom Lärm des Gewitters übertönt worden.
Nach dem Anruf habe sich Delphine Stalder sofort auf den Weg nach Kiesen gemacht. «Beim Anblick haben wir zuerst einmal leer geschluckt. Das war schon ein Schock», meint sie. Doch viel Zeit zum Überlegen blieb ihr nicht, es galt anzupacken. Denn auch diverse Bäume seien auf dem Areal umgestürzt und ein grosses Netz sei dem Unwetter zum Opfer gefallen. «Die Feuerwehr ist dann sofort auf Platz gekommen, hat die Strasse gesperrt und direkt mit dem Aufräumen begonnen.»
Grosser emotionaler Schaden
Im kaputten Gebäude befanden sich viele Golfschläger, die beispielsweise an Gruppen vermietet wurden - aber auch die Elektronik des ganzen Betriebes sei dort untergebracht gewesen. Wie es mit dem Trümmerhaufen nun genau weitergehen soll, ist noch nicht klar. Der Golfplatz und das zugehörige öffentliche Restaurant würden aber noch diese Woche ihren Betrieb wieder normal aufnehmen.
Zum finanziellen Schaden kann die 22-Jährige jedoch noch nichts sagen, die Versicherung sei noch nicht vor Ort gewesen - doch der emotionale Schaden sei gross. «Ich bin hier aufgewachsen und habe immer überall auf dem Golfplatz mitgeholfen. Die Driving Range war ein Stück meiner Kindheit, das jetzt kaputt ist. Das war quasi mein Spielplatz und ich habe hier sehr viel Zeit verbracht», so die Golferin wehmütig. «Und ich glaube, anderen Mitgliedern des Clubs geht es auch ein wenig so. Ich habe gesehen, wie sie hier schweren Herzens gestanden sind und den Schaden traurig begutachtet haben.»