Sein Waschbrettbauch sorgt für Aufsehen – und gelegentlich für Blechschäden. «Schwierig zu sagen, ob wegen mir», sagt Strassenbauer Patric Mühlethaler (25), «aber es gibt hier tatsächlich öfter Auffahrunfälle. Erst kürzlich fuhr eine Frau in die Absperrung.» Seit einem Monat verdreht der heisseste Bauarbeiter der Schweiz in Niederbipp BE Autofahrerinnen den Kopf.
Zieht er sein T-Shirt aus, steht der Verkehr still. «Viele schauen, hupen, fahren langsamer oder halten auch mal an», erzählt Mühlethaler, «leider darf ich während der Arbeit nicht drauf eingehen.» Er riskiert höchstens mal einen Blick. Und freut sich, wenn ihm ab und zu eine Dame ein Getränk vorbeibringt, oder eine Glace. Schliesslich krampft Patric Mühlethaler bei Wind und Wetter und sengender Sonne.
Darum ist er bereits knackig braun. «Ich mag es, an der Sonne zu arbeiten, obwohl unser Job so streng ist, dass wir an sich schon heiss genug haben.»
88 Kilo Muskeln verteilt auf 1,78 Meter, das hat sich herumgesprochen. «Ich fahre jeden Tag hier durch und kenne den Arbeiter», sagt Geschäftsfrau Doris Gabi (47). «Ich freue mich immer, ihn zu sehen. Ich bin verheiratet, schauen darf ich trotzdem!»
Lehrtochter Natascha Sommer (18) ist der heisse Strassenbauer ebenfalls ins Auge gestochen. Sie arbeitet im Coiffeursalon Suisse neben der Baustelle. «Mir gefallen seine Muskeln und der Waschbrettbauch», sagt sie. «Ich darf nur kurz anfassen. Ich habe einen Freund.»
Mühlethaler ist stolz auf seine Muskeln. Sie stammen von der harten Arbeit – sowie von zwei- bis dreimal pro Woche Joggen im Sommer und Krafttraining im Winter. Sein Brusthaar stutzt oder rasiert er – wachsen ist ihm zu schmerzhaft. Trotzdem ist er Single. «Irgendwie hat es mit der Richtigen noch nicht geklappt», sagt er. «Vielleicht taucht sie ja bei der Baustelle auf, wer weiss.» Noch bis Juli ist er in Niederbipp anzutreffen.
Aber nicht jede hat Glück und sieht ihn oben ohne. «An gewissen Stellen müssen wir auch bei Hitze Leuchtweste und Helm tragen», sagt Patric Mühlethaler. Sonst gibts Ärger mit dem Chef. Auch die Suva versteht keinen Spass in Sachen Sicherheit. «Wir halten uns daran – und verzichten halt auf ein paar nette Blicke mehr.»