«Spuntensterben» tifft Berner Kontaktbar
Alexander Tschäppät trauert ums «Tübeli»

Eine Berner Kontaktbar macht dicht. Und den Stapi traurig.
Publiziert: 15.05.2016 um 20:22 Uhr
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Aktualisiert: 24.10.2018 um 11:31 Uhr
Alexaner Tschäppät vor dem «Tübeli» an der Rathausgasse.
Foto: Sabine Wunderlin
Simon Marti

Bald steppt der Berner Bär noch etwas leiser Die Tübeli-Bar in der Altstadt schliesst im Sommer ihre Pforten. Die Beiz, eine der letzten Kontakt-Bars in der Prostituierte in der Bundesstadt auf Freier warteten, ist bald Geschichte.

Eine Randnotiz, wäre da nicht Alexander Tschäppät (64), volkstümlicher Stapi und SP-Nationalrat, der im Lokalsender «TeleBärn» lautstark das Ende Kneipe betrauert. «Die Schliessung der Tübeli-Bar ist traurig. Hier geht eine Beiz mit Charakter verloren», sagt der Stapi zu SonntagsBlick. Dabei gefielen solche Beizen den Bernern  - und auch ihm, «selbst, wenn ich hier nicht verkehre», so Tschäppät. «Aber die Mieten sind teuer, so ist der freie Markt.»

Ein Stadtpräsident, das sich an vorderster Front für das schummrige Bar einsetzt? In den meisten grösseren Schweizer Ortschaften undenkbar. Anders in Tschäppäts Bern. «Die Stammgäste, die Prostituierten, die sollen auch ihren Platz haben. Wo sollen sie denn künftig hin? Sie gehören zu unserer Gesellschaft, ob uns das nun passt oder nicht», sagt er. Sie seien Teil der Vielfalt der Stadt. «Überhaupt werden die Spunten weniger, in denen man auch noch am frühen Morgen ein Bier trinken kann.»

Droht jetzt eine «wahnsinnig moderne Bar»?

Jetzt komme dann wohl wieder «so eine wahnsinnig moderne Bar», wie es sie überall auf der Welt gebe, die aber keinen Bezug hat zu Bern und seiner Bevölkerung habe, fürchtet Tschäppät. So laufe halt die Globalisierung, sinniert er, jedes Café, jedes Restaurant sehe bald überall auf der Welt gleich aus.

Tschäppät hat sich um das politisch-korrekte Erscheinungsbild seiner SP selten geschert. Die Gerüchte um seine Person scheinen so aus der Zeit gefallen, wie das «Tübeli» in der Ratshausgasse. Geschadet hat es ihm nie. Auch als er alt Bundesrat Christoph Blocher (SVP, 75) in einem Lied als Motherfucker beschimpfte.

Die Berner wählten ihn trotzdem. Und sie würden ihn wohl auch wählen, träte er im November nochmals an. Dem ist nicht so. Ursula Wyss (43), ehemalige Fraktionspräsidentin der SP im Bundeshaus, will ihn beerben. Nicht nur die Ära des Tübeli neigt sich in Bern dem Ende zu.

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