Sommaruga und ihre Vorgänger
Hier wohnen Bundespräsidenten

Der Ortsname erscheint merkwürdig, die Bewohner sind prominent: Im Spiegel bei Bern leben und lebten mehr Bundesräte als sonstwo.
Publiziert: 04.12.2014 um 20:58 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2018 um 03:47 Uhr
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Simonetta Sommaruga ist die prominenteste Bewohnerin des Spiegels.
Foto: Raffael Waldner/13 Photo
Von Thomas Rickenbach

Viele nennen ihn ein Quartier, offiziell ist er aber ein «Ort» mit eigener Postleitzahl (3095). Fast jeder Berner wird schon einmal über den speziellen Ortsnamen gelacht haben: Spiegel.

Für die Nicht-Berner: Wer von der Stadt her an den Hang des Gurten schat, der schaut in den Spiegel - geografisch natürlich, nicht im Badezimmer. Der Ort liegt auf halbem Weg zum Berner Hausberg. Immerhin rund 4500 Menschen leben dort.

Polizei patrouilliert öfter

Immer wieder befindet sich ein Bundesrat unter ihnen, seit gestern wieder einmal eine Bundespräsidentin: SP-Frau Simonetta Sommaruga (54) zog mit ihrem Schriftsteller-Gatten Lukas Hartmann in den Neunzigerjahren in ein Doppel-Einfamilienhaus nahe der Gurtenbahn. Später lancierte sie ihre politische Karriere als Gemeinderätin von Köniz – der Spiegel ist ein Teil dieser weitläufigen Vorortsgemeinde.

Dass im Spiegel die Bundespräsidentin lebt, ist kaum spürbar. Die Polizei patrouilliert seit der Wahl Sommaruga in den Bundesrat öfter als sonst, glauben Anwohner. «Blick am Abend» meldete schon im Frühling 2011, dass die Zahl der Einbrüche im Quartier seither «markant zurückgegangen» sei.

Gnägi und Egli im «Spiegel-Pintli»

Für den Spiegel ist ein Bundesrat sowieso beinahe «courant normale». Die alteingesessenen Ortsbewohner erinnern sich gerne an den SVP-Politiker Rudolf Gnägi  (†67). Er hatte das Amt 1971 und 1976 inne und geniesst am Gurtenhang Kultstatus. Er lebte am anderen Ende des Orts, an einem Strässchen, das in Ahnlehnung an Wilhelm Tell «Hohle Gasse» heisst. Gnägi verstarb 1985 im Spiegel an einem Herzversagen.

Im Jahr darauf wurde der Luzerner CVP-Mann Alphons Egli (90) Bundespräsident. Er wohnte in dieser Zeit in einer Patrizier-Villa im Gurtenbühl-Quartier, im Übergang zwischen den Orten Spiegel und Wabern. Gnägi und Egli waren Stammgäste im «Spiegel-Pintli», der Dorfbeiz, und in den Quartierläden.

Gefeiert wird in Köniz

Doch die Zeiten haben sich seither geändert: War das «Pintli» damals ein bekanntes Steakhouse, erlebt es derzeit einen Pächterwechsel. Die meisten Quartierläden haben geschlossen. Post und Migros haben ihre Angebote kürzlich redimensioniert - es gibt jetzt einen zweckmässigeren Voi-Laden. Heute fährt man zum Einkaufen lieber in die Stadt.

Gefeiert wird die gestrige Sommaruga-Wahl ebenfalls nicht im Spiegel, sondern in Köniz. Am Donnerstag der nächsten Woche gibt es einen Festakt im Oberstufenzentrum und ein öffentlichen Anlass im Schlosshof. «Die Freude beim Gemeinderat ist gross», jublierte Gemeindepräsident Ueli Studer (SVP) schon gestern.

Immerhin: Auch der grössere Gemeindeteil, Köniz selbst, hat Bundespräsidenten-Erfahrung. Der Tessiner Flavio Cotti (CVP) hatte dort während seiner Zeit in Bern einen Zweitwohnsitz.

 

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