In Bern hat die Fremdenpolizei einen Familienclan ins Visier genommen. Wie die «Rundschau» am Mittwoch berichtete, soll dieser zwielichtige Gerüstbaufirmen betreiben. Seit Jahren mache sich der Clan in der Stadt breit und mischt das Geschäft mit tiefen Preisen und illegalen Methoden auf.
Dabei soll der Clan Ausweise fälschen, illegale Arbeiter anstellen und Löhne nicht auszahlen. Wenn es mit der Firma bergab geht, melden sie Konkurs an und gründen kurzerhand einfach eine neue Firma. Dem Clan sollen rund 40 Männer angehören, die ursprünglich aus Nordmazedonien stammen – praktisch alle kommen aus dem gleichen Dorf.
Prahlen mit Geld – zahlen keine Löhne
In den sozialen Medien prahlen die Clanmitglieder mit Häusern, Autos und jeder Menge Bargeld – während ehemalige Mitarbeiter noch immer auf ihren Lohn warten. Wegen solcher Posts wurden die Behörden erst auf den Clan aufmerksam.
Viele ihrer Angestellten arbeiten illegal in der Schweiz, bekommen teilweise nur fiktive Arbeitsverträge. Sozialabgaben und Unfallversicherung sind darin nicht vorgesehen. Manchmal bleibt auch einfach der Lohn aus.
Sowie etwa bei Hasan Obey. Dem Gerüstbauer schuldet eine dieser Firmen noch 8000 Franken – die Lohnabrechnung wurde handschriftlich auf einem Notizzettel verfasst. Obey hat nun Anzeige erstattet. In solchen Fällen oder wenn das Geschäft nicht so gut läuft, lassen die Chefs ihre Firma einfach in Konkurs gehen. Anschliessend gründen sie ein neues Unternehmen und beginnen das Spiel von vorne.
«Neugründungen sind nicht illegal»
Diesbezüglich sticht vor allem ein 32-jähriger Mazedonier heraus. Seit 2006 hat er neun Gerüstbaufirmen gegründet – alle gingen Konkurs! Eine davon existierte sogar nur ein halbes Jahr, nämlich genau während der Bausaison. Bei ihm haben sich mittlerweile Schuldscheine in der Höhe von einer halben Million Franken gestapelt.
Manuel Rohrer ist der Anwalt des 32-jährigen Mannes. Gegenüber der «Rundschau» sagt er: «Nach einem Konkurs eine neue Firma aufzubauen, ist gesetzlich nicht verboten.» Mit dem TV-Bericht ist er nicht zufrieden. Dass sein Klient darin als hochrangiges Clanmitglied dargestellt wird, entspreche nicht der Wahrheit. Dennoch: Gegen ihn liegen zwölf Anzeigen vor. «Der grösste Teil davon sind Anzeigen wegen zu schnellen Autofahrens», relativiert sein Anwalt.
SRF-Reporter bedroht
Während ihrer Recherche wurden die Reporter des Schweizer Fernsehens bedroht. Nach einem unangemeldeten Besuch beim 32-jährigen Mazedonier wurden sie zunächst beleidigt. Dann drängte man sie dazu, das Filmmaterial herauszugeben – das ist auch in der Sendung zu sehen.
Gedroht wurde auch einem ehemaligen Mitarbeiter, der noch immer auf seinen Lohn wartet. Als er deswegen Anzeige einreichte, drohten ihm Clanmitglieder mit Schlägen. Aus Angst wollte er sich nicht vor die Kamera stellen. (bra)