Der Horror-Crash in Schweden reisst Anfang Januar sechs junge Schweizer aus dem Leben. Die Freunde aus Adelboden BE, die in der Nacht mit einem Minibus unterwegs sind, kollidieren in einer engen, vereisten Kurve frontal mit einem entgegenkommenden LKW. Nur der 24-jährige Ilja B.* überlebt (BLICK berichtete).
Die schwedische Verkehrssicherheitsleiterin, Maria Krafft, räumt gegenüber dem schwedischen TV-Sender Sveriges Television Fehler seitens der Behörden ein. «Wir haben versagt.»
«Dem Fahrer wird mehr Verantwortung übertragen»
Dennoch glaubt sie, dass nicht die Strasse allein für einen solchen Unfall verantwortlich sei, auch die Fahrweise der Lenker spiele eine Rolle. Angesprochen auf den Crash, bei dem die Schweizer starben, sagt sie: «So viel ich weiss, war es dunkel, rutschig, schwierige Umstände und eine Strasse, die nicht die höchste Sicherheitsbewertung hat. Das bedeutet, dass dem Fahrer mehr Verantwortung übertragen wird.»
Das bedeute auch, dass man sich nicht allein auf die Temposchilder verlassen und stattdessen seine Geschwindigkeit in der Kurve anpassen müsse, besonders wenn es rutschig sei.
Behörden ignorierten Warnungen
Die Schweizer waren nicht die einzigen, denen die Strasse schon in der Vergangenheit Probleme bereitete. Auch Einheimische waren mehrfach in Unfälle verwickelt. Die Strassen, die zur Unfallstelle in Masugnsbyn führen, sind im Winter schneebedeckt und vereist. Viel Platz bleibt nicht, wenn sich zwei Fahrzeuge kreuzen.
Durch die Schneewälle, welche die Räumungsfahrzeuge an die Seite schieben, ist die Strasse verengt. Die riesigen Lastwagen, die von der nahen Mine kommen, wirbeln Schnee auf, die Sicht ist auch am Tag sehr schlecht. Die Kurve kommt unvermittelt. Schon mehrmals wurden den Behörden die Vorfälle gemeldet, doch die Warnungen wurden stets ignoriert.
Bengt Olsson, Pressesprecher bei der Transportverwaltung, sagt: «Die meisten Leute, die auf der Strasse fahren, sind Leute aus der Umgebung, die die Gegend kennen. Es gab keinen Grund, weitere Sicherheitsanalysen durchzuführen, bevor wesentliche Änderungen vorgenommen werden würden.»
«Unfall hätte verhindert werden können»
Bengt Henriksson wohnt in der Nähe der Unfallstelle. «Vor dem Unfall waren gar keine Warnsignale angebracht, die auf die Kurve hinweisen», sagt er dem Fernsehsender. Erst nach dem Todescrash wurden entsprechende Tafeln aufgestellt und die Höchstgeschwindigkeit von 90 auf 70 km/h herabgesetzt. «Der Unfall hätte mit so wenig Aufwand verhindert werden können. Es ist eine Schande für die schwedische Verkehrssicherheit», sagt Henriksson.
Maria Krafft gibt zu, dass noch Luft nach oben ist. «Aufgrund der Kriterien, die wir für sichere Strassen haben, kann man eindeutig sagen, dass es dort noch mehr zu tun gibt.»
Wie der TV-Sender berichtet, gibt es in Schweden über 15'000 Kurven, die mit der ausgeschilderten Geschwindigkeit schwierig zu bewältigen sind. «Die Herausforderung besteht darin, dass wir ein sehr altes Strassennetz haben. Wenn wir sie heute bauen würden, würden sie nicht so aussehen», sagt die Verkehrssicherheitsleiterin. Trotzdem sei eine Verbesserung der Kurven aktuell nicht die höchste Priorität. «Es gibt andere Dinge, die wir tun müssen.» (man)
* Namen der Redaktion bekannt