Ein deutscher Arzt erhitzt die Gemüter im Berner Oberland. Das Spital Thun hat Georg R. Linke als Leiter der chirurgischen Klinik eingestellt. In der Spitalszene ist diese Anstellung umstritten, wie die «Berner Zeitung» schreibt. Denn die Stelle wurde nicht ausgeschrieben.

Schweizer Interessenten hätten gar nie eine Chance gehabt, sich zu bewerben, kritisiert der Verein der Leitenden Spitalärzte der Schweiz (VLSS). Der CEO der Spitäler Thun und Simmental rechtfertigt die Entscheidung damit, dass es üblich sei, Personen für solche Stellen zu berufen.

Doch nicht nur die fehlende Chancengleichheit stösst dem VLSS sauer auf. Dem künftigen Klinikleiter fehlt ein wichtiges Diplom, ein Schwerpunkttitel in seinem Fachgebiet.

2014 gab es im Spital Thun bereits einen solchen Fall. Nach der Bekanntgabe des neuen Leiters für die Abteilung Innere Medizin wurde die Spitalleitung informiert, dass dem Arzt der erforderliche Fachtitel fehlt. Der Arzt konnte seine Stelle nicht antreten.

Wieso stellt man erneut einen Arzt ohne entsprechendes Diplom ein? Die Klinik weiss von der fehlenden Prüfung und sagt, die Fälle hätten nichts miteinander zu tun. Und man ist überzeugt, dass Linke die Prüfung bestehen wird.

Pikant: Beat Muggli, Kaderarzt im Spital Thun, ist Schweizer und verfügt über das notwendige Diplom. Er wurde übergangen.

Der Grund dafür liegt darin, dass Muggli – im Gegensatz zu Linke nicht habilitiert hat. Das wiederum ist aber laut dem VLSS eine reine Prestige-Frage fürs Krankenhaus. Muggli kann es egal sein. Er hat jetzt einen Job im grösseren Spital Tiefenau in Bern. (kab)