Die Präsidialdirektion der Stadt Bern und Thomas Kessler bestätigten am Samstag auf Anfrage das Ende der Zusammenarbeit, welche die «Berner Zeitung» vermeldet hatte. Kessler sagte, beendet sei das Mandat, weil ein Monitoring und Controlling aufgebaut und abgeschlossen worden sei, das klar definiere, wer was tue.
Die Stadt Bern habe sich bei Abstimmungen mehrfach hinter die Reitschule gestellt, sagt Kessler weiter. «Die Bevölkerung möchte diesen Reibungspunkt". Wie Eltern gegenüber widerspenstigen Kindern einig auftreten müssten, sei eine solche Einigkeit auch nötig beim Auftreten der Behörden gegenüber der Reitschule.
«Konflikte gewaltfrei zu lösen»
Den Reitschülern hält Kessler das Reitschul-Manifest vor, in dem steht: «Wir versuchen, Konflikte gewaltfrei zu lösen». Die Reitschüler distanzieren sich laut dem Manifest auch von «Selbstbereicherung (z.B. durch Deal, Klau, etc.)»
Die Gewalt rund um die Reitschule und der Drogenhandel auf dem Vorplatz stünden im Widerspruch zu diesem Manifest, sagt Kessler. Diesen Widerspruch müsse man zur Sprache bringen und die Reitschüler an ihren Aussagen messen. An Gewalt und Drogenhandel sei «nichts Romantisches» dran. «Das müssen sie begreifen.»
Wichtige Inputs
Die Berner Präsidialdirektion teilte mit, Kesslers Tätigkeit habe den Verwaltungsstellen «wichtige Inputs für die Verbesserung ihrer Zusammenarbeit geliefert». «Die verschiedenen im Bereich des Perimeters Schützenmatte/Reitschule engagierten Verwaltungsstellen sind seither bestrebt, noch mehr in eine optimale Abstimmung und Koordination ihrer Arbeit zu investieren».
Kessler hatte den Auftrag im Herbst 2017 erhalten. Er sollte die Stadt Bern «bei der Überprüfung und der Optimierung des Verwaltungshandelns im Perimeter Schützenmatte-Reitschule» beraten. Der Auftrag sei zeitlich nicht limitiert, hiess es damals.
Versuch gescheitert
Nach dem Ende des Beratermandats von Kessler steht die Stadt Bern in Sachen Reitschule erstmals seit Längerem ohne externe Beratung da. Kessler war 2017 auf den früheren Bundesrichter Hans Wiprächtiger gefolgt. Er hatte den Auftrag, zwischen Berns alternativem Kulturzentrum und der Kantonspolizei einen Dialog in Gang zu setzen.
Wiprächtiger scheiterte mit diesem Versuch. Vor Wiprächtiger hatte auch die frühere Berner Regierungsstatthalterin Regula Mader einen Vermittlungsauftrag in Sachen Reitschule.
Kulturelle und gesellschaftliche Funktion
Anders als Wiprächtiger ist Kessler nicht in offiziellen Kontakt getreten mit den Betreibern der Reitschule, wie er sagt. Er kenne aber die Reitschule von früher her und habe sich in letzter Zeit dort als einfacher Gast und Konsument aufgehalten.
Berns Präsidialdirektion schreibt in ihrer Stellungnahme vom Samstag auch, eine verbesserte Zusammenarbeit der Behörden solle Voraussetzungen schaffen, «damit die Reitschule ihre wichtige kulturelle und gesellschaftliche Funktion» wahrnehmen und weiterentwickeln könne.
Sie sei «einer der meistfrequentierten Jugendräume der Region Bern». Die Reitschul-Beratung durch Kessler liess sich die Stadt Bern 20'000 Franken kosten. (SDA)