Roy Hilfiker (41) muss tief durchatmen, er stockt für ein paar Sekunden. Zu sehr übermannen ihn die Emotionen. Mit BLICK kehrt er zurück an den Ort, an dem er vor zwei Jahren Opfer einer brutalen Prügelattacke wurde, die ihn fast das Leben kostete. Grund für die Schläge gab es keinen.
«Ich ging mit meinem Hund und meinem älteren Sohn spazieren», erinnert sich Hilfiker an den verhängnisvollen Juniabend in Aarwangen BE. «Wie immer blickte ich zurück zum Fenster im dritten Stock, wo der jüngere Sohn rauswinkte.» Hilfiker, Mitarbeiter einer Metallteile-Firma, winkte zurück. Einer der Nachbarn, den er bis dahin nur vom Sehen her kannte, stand an seinem Fenster im ersten Stock und dachte, Hilfiker hätte ihn gemeint – und pöbelte los. «Ich fragte, ob er ein Problem habe, da antwortete er, dass er Kebab und Dürüm aus mir machen werde.»
Schläge ohne Grund
Als Hilfiker eine halbe Stunde später mit seinem Sohn vom Spaziergang zurückkam, hatte er den Vorfall längst vergessen. Nicht so der Täter: Er wartete im Treppenhaus auf den zweifachen Vater. «Ich kam die Treppe rauf und sah ihn in der Tür stehen. Nie hätte ich erwartet, dass er mich gleich angreifen würde.» Doch der Angreifer holt aus, knallt Hilfiker an die Wand, prügelt mit einem Holzstock auf ihn ein und verpasst ihm mehrere Tritte.
Hilfiker: «Mein Sohn rannte rauf und holte meine damalige Lebenspartnerin. Als diese runterkam, würgte der Typ sie. Dann rappelte ich mich auf und schlug zurück.» Nach der Schlägerei verzogen sich alle in ihre Wohnungen.
Bauch voller Blut – das Spital rettet sein Leben
Roy Hilfiker übernachtete in Aarwangen, doch mitten in der Nacht schreckte er auf: «Ich konnte nicht mehr atmen. Zum Glück bestand meine damalige Lebenspartnerin darauf, dass ich ins Spital gehe. Das rettete mir das Leben.» Denn Hilfikers Bauch war bereits mit rund einem Liter Blut vollgelaufen – er hatte einen Milzriss. Nur dank des Spitalbesuchs überlebte er.
Heute beginnt nun der zweitägige Prozess gegen seinen Peiniger. Hilfiker: «Ich hoffe, dass der Mann versorgt wird und eine Therapie bekommt.» Wie er inzwischen erfahren hat, habe der Täter psychische Probleme: «Zudem wurde er bereits einmal wegen schwerer Körperverletzung verurteilt.»
Bei BLICK meldet sich auch Roy Hilfikers Mutter (66). Sie hat eine klare Meinung: «Der Mann ist eine tickende Zeitbombe. Psychisch Kranke mit so einem hohen Aggressionspotenzial müssten alle verwahrt werden oder eine Medikamententherapie erhalten.» Sie schluchzt: «Beinahe müsste ich meinen Sohn heute auf dem Friedhof besuchen. Wegen nichts und wieder nichts!»