Rosario Rapicavolis (70) Wohnung fiel dem Feuer von Bern-Bethlehem zum Opfer
«Mein Leben ist verbrannt!»

Ein Dachstockbrand hat riesigen Schaden in einem dreiteiligen Mehrfamilienhaus in Bern-Bethlehem angerichtet. Einige Bewohner haben alles verloren.
Publiziert: 03.06.2018 um 15:29 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:08 Uhr
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Rosario Rapicavoli (70) holt mit seiner Tochter Carmela (36) letzte Habseligkeiten aus der Wohnung.
Foto: Peter Gerber
Nicolas Lurati

An der Looslistrasse in Bern-Bethlehem sind die Folgen des Infernos am Tag danach zu sehen und zu riechen: Ein verkohlter Geruch liegt in der Luft, verrusste Teiles des Dachs liegen vor den Mehrfamilienhäusern, das Gerippe des Dachstocks ragt in die Luft.

Die Flammen wüten am Samstagabend mehrere Stunden. Und nehmen den Bewohnern zum Teil alles. Drei Dachstöcke standen in Flammen, 30 Wohnungen sind betroffen – auch wegen des Löschwassers – der Schaden ist riesig. Rosario Rapicavoli (70) holt seine verbliebenen Sachen aus seiner verkohlten Wohnung. Seit 47 Jahren wohnte er an der Looslistrasse. Dem pensionierten Schlosser und Schweisser ist fast nichts mehr geblieben. 

Brand in Bern-Bethlehem
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Unter Tränen sagt der Italiener zu BLICK: «Ich stieg gerade aus der Dusche. Plötzlich bemerkte ich den Brand, ich war noch im Bademantel!» Er kann fliehen, muss alles zurücklassen, was ihm wichtig und heilig ist. Persönliche Gegenstände wie ein Ring seines Vaters, eine Uhr seiner Vorfahren. Auch Bargeld, Bankkarten und Pass sind weg. Das Feuer zerstört alles: den Fernseher, das Bett, die Kleider.

«Ich musste stundenlang weinen» 

Rosario Rapicavoli: «So viele Erinnerungen sind weg. Jetzt wurde mein Leben verbrannt!» Seine Vergangenheit sei ausgelöscht, sie existiere nicht mehr. Rapicavoli ist sichtlich mitgenommen. «Ich musste stundenlang weinen, konnte seither nichts essen und keine Sekunde schlafen.» 

Unterstützung erhält er von seiner Tochter Carmela (36). Auch sie ist betroffen: «Hier bin ich geboren und aufgewachsen. Ich bin so traurig, dass all das nicht mehr ist.» Sie weiss, dass ihre Eltern riesiges Glück hatten. «Zum Glück lagen meine Eltern nicht im Bett, als die Decke einstürzte. Ansonsten wären sie jetzt tot.» 

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Foto: Leserreporter

Nachbar Emanuel Gonçalves Batista (32) holt am Sonntag ebenfalls persönliche Sachen aus dem Haus. Der Bauarbeiter wohnt im zweiten Stock mit seinem Vater: «Ich habe mir gemütlich einen Film angeschaut. Plötzlich hörte ich Menschen ‹Feuer!› schreien!»

«Unsere Zukunft ist ungewiss» 

Teile des Daches seien heruntergefallen. Gonçalves Batista sagt: «Ich hatte Angst um meine Mutter Maria (57). Sie ist Diabetikerin und hat Probleme mit dem Cholesterin.» Seine Wohnung stinke furchtbar, das Wasser tropfe die Wände herunter. Trotzdem hofft er, bald wieder zurückzukehren. «Ich hoffe, ich kann bald wieder in meiner Wohnung wohnen.»

Diese Hoffnung hat Rosario Rapicavoli nicht mehr: «Unsere Zukunft ist ungewiss. Wir wissen nicht, ob wir wieder in unsere Wohnung können. Wahrscheinlich gehen wir nach Italien zurück.» 

Die Feuerwehr Bern war mit 67 Personen im Einsatz. Sprecher Franz Märki zu BLICK: «Insgesamt wurden 55 Personen evakuiert. Niemand wurde verletzt, niemand musste wegen Rauchvergiftungen hospitalisiert werden. Die Lösungen für die betroffenen Personen: 15 wurden in Hotels einquartiert, der Rest privat untergebracht.» Die Brandursache ist noch unklar. Die Kantonspolizei Bern hat die Ermittlungen aufgenommen. 

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