Bei den Reitschul-Krawallen Anfang März hat ein Polizist einen lebenslangen Gehörschaden davongetragen. Das schreibt der Berner Gemeinderat in einer Antwort auf eine Interpellation.
Der Gemeinderat beruft sich auf eine neue ärztliche Auskunft. Bei den Krawallen am ersten März-Wochenende wurden bekanntlich elf Polizisten verletzt.
«Sie wiesen Verbrennungen von eingesetzten Feuerwerksbatterien auf, erlitten Gehörverletzungen von den eingesetzten Detonationsgegenständen sowie Hämatome von Wurfgegenständen wie Steine und Flaschen», heisst es im Schreiben. Nach der ärztlichen Behandlung und einem Ruhetag hätten alle Mitarbeitenden ihren Dienst wieder aufnehmen können.
Schaden soll nicht vom Gummischrot-Gewehr herstammen
Die Interpellanten wollten unter anderem wissen, ob der Gehörschaden auch durch den Knall eines Gummischrotgewehrs verursacht worden sein könnte. Der Gemeinderat schreibt, der Gummischrot-Mehrzweckwerfer komme seit Jahrzehnten zum Einsatz und es sei kein Fall bekannt, bei dem es zu einer Gehörverletzung gekommen sei.
Die Polizei habe mit ihrem Einsatz auf dem Parkplatz der Schützenmatte gegen Drogenhandel und Kriminalität vorgehen wollen, betont der Gemeinderat. Sie habe die Reitschul-Betreiber unmittelbar vor Beginn der Aktion informiert und ihnen mitgeteilt, dass sich das Vorgehen der Polizei nicht gegen die Reitschule richte.
Linksfraktion glaubt an Provokation durch Polizei
Schon mehrere Tage im voraus sei der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) über die Pläne der Polizei informiert worden, heisst es weiter. «Diese Information wurde nicht an die anderen Mitglieder des Gemeinderats weitergegeben."
Die Dringliche Interpellation wurde von der Linksfraktion von AL, GPB-DA und PDA eingereicht. Nach ihrer Darstellung hatte die Polizei-Aktion am Freitagabend des 4. März die Stimmung vor und in der Reitschule stark aufgeheizt. Die Eskalation am Samstag sei bedauerlich, allerdings sei das Vorgehen der Polizei bislang kaum thematisiert worden.
Am späten Samstagabend hatten unbekannte Täter eine Strassensperre errichtet und in Brand gesetzt. Die anrückende Polizei und Feuerwehr wurde darauf mit Steinen und Feuerwerkskörpern angegriffen. Die Randalierer befanden sich unter anderem auf dem Dach der Reitschule. (SDA)