Die Psychiaterin Ana Maria M.* (†56) wurde am 15. Dezember 2010 tot in ihrer Praxis im Zürcher Seefeld aufgefunden. Fünf Jahre später wurde das Rentner-Paar Georges S.* (†74) und Gerda K.* (†64) in seinem Haus in Laupen BE getötet.
Die Polizei tappt in beiden Fällen im Dunkeln. Doch jetzt wissen die Behörden, dass es der gleiche Täter war: Seine DNA wurde auch am Tatort in Laupen gefunden (BLICK berichtete).
«Das gleiche Datum ist augenfällig»
Es gibt noch eine andere Gemeinsamkeit: Der Täter schlug in Laupen am gleichen Datum zu. Auch Georges S. und Gerda K. mussten an einem
15. Dezember sterben. Genau fünf Jahre später als Ana Maria M. in Zürich.
Ist das Zufall oder steckt mehr dahinter? Auch die zuständigen Untersuchungsbehörden wurden stutzig. «Das gleiche Datum ist schon augenfällig», sagt der Zürcher Staatsanwalt Matthias Stammbach. «Wir haben natürlich geschaut, ob es andere ungeklärte Tötungsdelikte an diesem Datum gibt.» Das Resultat sei aber negativ ausgefallen.
Ob das Datum mit einem Ritual zusammenhängt, können die Behörden nicht sagen. Fakt ist nur, dass der Täter ein Mann ist. Genauere DNA-Analysen, die etwa die Haarfarbe oder den Teint festlegen, sind in der Schweiz nicht gestattet.
Kindheitstrauma als Auslöser?
Für den forensischen Psychiater Thomas Knecht ist der Fall Neuland: «In der Schweiz ist mir kein derartiger Fall bekannt. In der Psychiatrie sprechen wir in dem Zusammenhang von einer ‹Anniversary Reaction›, also einer Jahrestags-Reaktion.»
Dabei erlangt ein bestimmtes Datum für jemanden eine besondere, negativ behaftete Bedeutung. Auslöser für das Phänomen sei häufig ein traumatisches Erlebnis in der Vergangenheit, etwa in der Kindheit, sagt Knecht zu BLICK.
«Rückt das Datum näher im Kalender, leben auch die alten traumatischen Erlebnisse wieder auf. Die alten Bilder und Gefühle kommen hoch und können als Schlüsselreiz für eine Gewalttat wirken.»
Hinsichtlich des Tatmotivs tappen die Behörden noch im Dunkeln. Knecht: «Die Wahl der Opfer deutet nicht auf ein sexuelles Beuteschema des Täters hin. Das heisst, man muss das Spektrum der Motive weiter öffnen.»