Francesco R.* (38) hat ein Problem. Will er abends mit dem Auto in die Bieler Innenstadt, ist der Paraplegiker auf behindertengerechte Parkplätze angewiesen. In Biel BE gibt es zwar solche, doch auf allen gilt eine maximale Parkdauer von drei Stunden.
In Biel ist R. immer unter Zeitdruck
Ganz im Gegensatz zu normalen Parkplätzen, die uneingeschränkt genutzt werden dürfen. Für R. ist das eine klare Diskriminierung. «Als Rollstuhlfahrer kann ich nämlich nicht auf normalen Parkplätzen parkieren – die sind schlicht zu eng», sagt er.
Zudem sei die maximale Parkdauer viel zu kurz bemessen. «In drei Stunden kann ich weder ins Kino noch gemütlich in ein Restaurant essen gehen – als Paraplegiker, der mobil sein will, bin ich wegen dieser willkürlichen Regelung immer unter Zeitdruck.»
Eine maximale Parkdauer auf öffentlichen Behindertenparkplätzen ist aussergewöhnlich. Städte wie Bern, Winterthur ZH oder Zürich kennen anders als Biel keine solche Regelung.
Jeder Meter eine Tortur
Als sich R. beim Bieler Polizei-Inspektorat darüber beschweren will, beisst er jedoch auf Granit. Er könne ja in den Parkhäusern am Stadtrand unlimitiert, wenn auch kostenpflichtig parkieren, wird ihm gesagt.
Das ist weltfremd, findet R. «Im Rollstuhl ist jeder Meter in der Stadt eine Tortur! So einen Lösungsvorschlag kann man sich nur in einem bequemen Bürostuhl ausdenken!»
Auch Susanne Stahel von der Behindertenorganisation Pro Infirmis kritisiert das Bieler Park-Regime scharf. «Menschen mit einer Behinderung zusätzlich Steine in den Weg zu legen und ihnen wie in diesem Fall exklusiv die Benutzungsdauer für Parkplätze zu limitieren, ist absurd», sagt sie.
Auch ohne Einschränkung gab es Beschwerden
Die Stadt Biel hingegen sieht trotz Kritik keinen Handlungsbedarf. Die Parkzeit-Beschränkung gebe es, weil die Behinderten-Parkplätze in der Vergangenheit häufig viel zu lange besetzt wurden. «Etwa von Anwohnern mit einer Behinderten-Parkkarte», sagt André Glauser, verantwortlich für die öffentliche Sicherheit in Biel.
Auch damals gab es Reklamationen von Menschen mit einer Behinderung. Dies, weil es durch die Dauerparker zu wenige freie Behinderten-Parkplätze gegeben habe. «Die Einschränkung der Parkzeit war eine Reaktion darauf», sagt Glauser. Allen könne man es nie recht machen.
* Name der Redaktion bekannt