Paraplegiker Francesco R. (38) fühlt sich von der Stadt Biel BE schikaniert
Behinderte dürfen nur drei Stunden parkieren

Francesco R. ist wütend. Das Parkregime in der Bieler Innenstadt diskriminiere ausgerechnet gehbehinderte Personen. Grund: Alle Behinderten-Parkplätze dürfen im Gegensatz zu normalen Parkplätzen auch abends nur für maximal drei Stunden belegt werden.
Publiziert: 12.03.2018 um 21:00 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 23:00 Uhr
1/5
Francesco R. (39) ist auf Behinderten-Parkplätze angewiesen.In Biel sind diese auf drei Stunden limitiert.
Foto: Peter Mosimann
Flavio Razzino

Francesco R.* (38) hat ein Problem. Will er abends mit dem Auto in die Bieler Innenstadt, ist der Paraplegiker auf behindertengerechte Parkplätze angewiesen. In Biel BE gibt es zwar solche, doch auf allen gilt eine maximale Parkdauer von drei Stunden.

In Biel ist R. immer unter Zeitdruck

Ganz im Gegensatz zu normalen Parkplätzen, die uneingeschränkt genutzt werden dürfen. Für R. ist das eine klare Diskriminierung. «Als Rollstuhlfahrer kann ich nämlich nicht auf normalen Parkplätzen parkieren – die sind schlicht zu eng», sagt er.

Zudem sei die maximale Parkdauer viel zu kurz bemessen. «In drei Stunden kann ich weder ins Kino noch gemütlich in ein Restaurant essen gehen – als Paraplegiker, der mobil sein will, bin ich wegen dieser willkürlichen Regelung immer unter Zeitdruck.»

Eine Seltenheit: In Biel gilt bei öffentlichen Behinderten-Parkplätze eine maximale Parkdauer von drei Stunden. Die Städte Bern, Winterthur oder Zürich kennen keine solchen Einschränkung.
Foto: Peter Mosimann

Eine maximale Parkdauer auf öffentlichen Behindertenparkplätzen ist aussergewöhnlich. Städte wie Bern, Winterthur ZH oder Zürich kennen anders als Biel keine solche Regelung.

Jeder Meter eine Tortur

Als sich R. beim Bieler Polizei-Inspektorat darüber beschweren will, beisst er jedoch auf Granit. Er könne ja in den Parkhäusern am Stadtrand unlimitiert, wenn auch kostenpflichtig parkieren, wird ihm gesagt.

Das ist weltfremd, findet R. «Im Rollstuhl ist jeder Meter in der Stadt eine Tortur! So einen Lösungsvorschlag kann man sich nur in einem bequemen Bürostuhl ausdenken!»

Auch Susanne Stahel von der Behindertenorganisation Pro Infirmis kritisiert das Bieler Park-Regime scharf. «Menschen mit einer Behinderung zusätzlich Steine in den Weg zu legen und ihnen wie in diesem Fall exklusiv die Benutzungsdauer für Parkplätze zu limitieren, ist absurd», sagt sie. 

Susanne Stahel von der Behindertenorganisation Pro Infirmis kritisiert das Bieler Park-Regime scharf.
Foto: Instagram

Auch ohne Einschränkung gab es Beschwerden

Die Stadt Biel hingegen sieht trotz Kritik keinen Handlungsbedarf. Die Parkzeit-Beschränkung gebe es, weil die Behinderten-Parkplätze in der Vergangenheit häufig viel zu lange besetzt wurden. «Etwa von Anwohnern mit einer Behinderten-Parkkarte», sagt André Glauser, verantwortlich für die öffentliche Sicherheit in Biel.

Auch damals gab es Reklamationen von Menschen mit einer Behinderung. Dies, weil es durch die Dauerparker zu wenige freie Behinderten-Parkplätze gegeben habe. «Die Einschränkung der Parkzeit war eine Reaktion darauf», sagt Glauser. Allen könne man es nie recht machen.

* Name der Redaktion bekannt

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?