Der Tag vor Heiligabend, 23. Dezember 2014: Ein bewaffneter Mann (Phantombild in der Bildgalerie) überfällt mitten am Nachmittag die Kantonalbank in Wabern, entkommt mit seiner Beute. Möglicherweise hatte er einen Komplizen, der beim Überfall aber passiv blieb.
6. Februar 2015: Als eine Mitarbeiterin die noch geschlossene Kantonalbank an der Bözingenstrasse in Biel betreten will, wird sie von einem Mann angegangen. Geistesgegenwärtig kann sie sich in die Filiale einschliessen und den Überfall so verhindern. Das Signalement deutet aber darauf hin, dass es sich hier um einen anderen, weil älteren Täter handelt.
Einmal ist keinmal
Schliesslich der 9. Februar: Mehrere Personen überfallen bewaffnet eine Bank in Jegenstorf – wieder eine Kantonalbank. Sie flüchten mit ihrer Beute. Diesmal gibt es Videobilder (ebenfalls in der Bildgalerie). Die Bankräuber stellen die Forderungen in Spanisch, sprechen unter sich aber eine andere Sprache.
Man sagt: Einmal ist keinmal, zweimal ist Zufall. Und dreimal?
Erst im November 2014 geschah ein Banküberfall in Recherswil SO, im ersten Ort ennet der Kantonsgrenze. Ein Täter wurde unter Mithilfe von Anwohnern gestoppt, der andere später in Frankreich verhaftet.
«Rasant angestiegen?»
Blick.ch-Leser Steven Reynard schrieb letzte Woche in einem Leserkommentar: «Meine ich das nur, oder ist die Kadenz dieser Banküberfälle rasant angestiegen?» Ist es gar eine Folge der unsicheren Wirtschaftslage? In Krisenzeiten steigen Kriminalitätsraten normalerweise an.
Die Berner Kantonspolizei verweist zu Einzelheiten über die Deliktzahlen auf ihre Medienmitteilungen. Jeder Banküberfall auf Kantonsgebiet wird per Communiqué vermeldet. Wer sich durchs Archiv dieser Meldungen klickt, erhält einen Überblick, wann und wo eine Bank angegriffen wurde.
Ein Trend? Verfrüht
Die Analyse zeigt: Eine Häufung wie in den letzten eineinhalb Monaten gab es in den letzten Jahren nie. Drei Überfälle, das ist bereits über dem Berner Jahresschnitt. 2012 gab es mehr, nämlich deren vier. Für 2011 ist keine einzige solche Tat vermerkt. 2013 war es eine: Der Überfall in der Bernerland-Bank in Lützelflüh. Von einem Trend zu sprechen, ist verfrüht. Drei Überfälle innert eineinhalb Monaten können tatsächlich einfach Zufall sein. Doch Leser Steven Reynard hat zumindest kurzfristig gesehen recht: Die Kadenz ist aktuell deutlich höher als sonst.
Banküberfälle werden im Kanton diese Woche ein Thema bleiben. Am Mittwoch beginnt vor dem Regionalgericht Emmental-Oberaargau in Burgdorf der Prozess zum erwähnten Überfall von Lützelflüh. Der damals in Zollikofen gemeldete Täter war einige Monate später in Thailand gefasst worden.