Neugeborenes auf Werkhof Därstetten ausgesetzt
Jetzt spricht der Findelkind-Vater!

Anfang Januar wurde auf einem Werkhof in Därstetten BE ein Baby ausgesetzt. Nun meldet sich der Vater Klaus K. (40) zu Wort. Er will sein Kind zurück. Und hat keine Erklärung, warum sein Töchterchen entsorgt wurde.
Publiziert: 07.02.2020 um 23:17 Uhr
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Aktualisiert: 08.02.2020 um 17:38 Uhr
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Hier wurde das Baby in Därstetten BE auf diesem Sammelbehälter in einem Werkhof ausgesetzt.
Foto: Thomas Knutti
Michael Sahli und Fabian Vogt

Kaum geboren, muss das Findelkind von Därstetten BE um sein junges Leben kämpfen. Anfang Januar wird das Baby bei eisiger Kälte auf einem Werkhof deponiert (BLICK berichtete). In einer Kartonschachtel bei einer Mülltonne. Nur dank viel Glück hört ein Passant die Schreie des stark unterkühlten Mädchens. In kritischem Zustand wird es ins Spital gebracht – und überlebt!

Die Eltern werden schnell gefunden: Es handelt sich um das deutsche Paar Marion W.* (41) und Klaus K.* (40). Die beiden wohnen unweit des Fundorts und sitzen drei Wochen in Untersuchungshaft. Marion W. gibt an, das Baby alleine am Fluss geboren zu haben. Diese Woche wurde nun ein Strafverfahren eröffnet. Es geht um den Verdacht der Aussetzung und eventuell versuchter Kindstötung beziehungsweise versuchter Tötung.

Hier wurde das Baby gefunden
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Gemeindepräsident zeigt:Hier wurde das Baby gefunden

Schweizer Pass «bis jetzt» in Reichweite

Gegenüber BLICK äussert sich Klaus K. nun zum ersten Mal öffentlich. Er meldet sich per Telefon, ist emotional. Klagt schreiend über Gott und die Welt. Er und seine Frau seien vom eigenen Umfeld öffentlich als «Asoziale» dargestellt worden. Als Alkoholiker, die sich schon um andere Nachkommen nicht kümmern. «Ich bin seit 14 Jahren in der Schweiz», sagt Klaus K. seinen Kritikern. Und weiter: «In dieser Zeit habe ich immer gearbeitet. Zuerst als Maurer, Schaler, zuletzt als Kranführer.» Sogar ein Schweizer Pass sei in Reichweite gewesen – «bis jetzt».

«Bis jetzt» soll heissen: Bis Anfang Januar. Bis die Polizei an der Türe klingelt und das Paar mitnimmt. Klaus K. geht davon aus, dass seine Chance für eine Einbürgerung nun dahin ist. Auf seine ausgesetzte Tochter angesprochen, wird die Stimme des 40-Jährigen plötzlich ganz leise. «Es tut mir im Herzen weh, was passiert ist», sagt er. Dass er der Vater des Mädchens ist, bestreitet er nicht. «Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Ich würde alles dafür tun», wiederholt er immer wieder.

«Wir wollen unser Baby zurück»

Unbeantwortet bleibt die Frage nach dem Warum. Warum entsorgt man sein eigenes Kind im Werkhof? Was passierte davor? Und wusste der Vater, was die Mutter tat? Klaus K. antwortet vage: «Nach der Geburt war es wie ein leerer Raum. Es war alles scheisse. Wenn ich wüsste, warum es passierte, würde ich es sagen. Aber es gibt keine Worte dafür.» Auf die Frage zum Tathergang sagt K. nur: «Ich liebe meine Frau. Egal was passiert ist, unsere Liebe ist stärker.»

Das Paar versuche nun nach vorne zu schauen: «Wir wollen unser Baby natürlich zurück», sagt der Vater. Die Mutter habe dem Kind «im Herzen» schon einen Namen gegeben. Nur: «Die Behörden vertrösten uns immer wieder.»

* Namen geändert

«Plötzlich kamen Laute unter der Decke hervor»
2:08
Finder des Därstetten-Babys:«Plötzlich kamen Laute unter der Decke hervor»
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