Das war die bislang grösste Iran-Kundgebung in Bern. Am Samstag hatten sich über 3000 Menschen auf dem Bundesplatz versammelt, um gegen das iranische Regime zu demonstrieren und die Schweizer Regierung zu mehr Handeln aufzufordern.
Die Iranerinnen und Iraner nähmen die Solidarität der Schweizer Zivilgesellschaft wahr, heisst es in einem Communiqué der Organisation Free Iran Switzerland. Doch der Bundesrat höre weg und habe bislang nicht einmal die Massnahmen der EU übernommen.
Wasserfallen schneidet sich die Haare ab
Eine Wende in der Schweizer Iran-Politik sei überfällig. Dazu gehörten die Übernahme aller Sanktionen von EU, Kanada und den USA und der Schutz iranischer Regimegegnerinnen und –gegner in der Schweiz vor der Ausschaffung.
Nationalratsmitglieder von SP, Grünen und Mitte solidarisierten sich in ihren Reden mit den Menschen im Iran. «Ihre Freiheit ist auch unsere Freiheit», rief die Berner Grünen-Nationalrätin Natalie Imboden (52) aus.
Nationalrätin Flavia Wasserfallen (43, SP/BE) schnitt sich unter dem Applaus der Menge ein Haarbüschel ab. Den Bundesrat rief sie unter anderem auf, Menschenrechtsorganisationen im Iran finanziell zu unterstützen und sich für eine Uno-Mission einzusetzen, welche die Verbrechen des islamischen Regimes untersuche. Im Oktober hatte die Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan (42) dasselbe bei einer Kundgebung in Zürich getan. Aus Solidarität schnitt sie sich auf der Bühne die Haare ab.
Gott für Menschenrechtsverletzung missbraucht
Neben Wasserfallen war auch die Aargauer Mitte-Nationalrätin Marianne Binder (64) in Bern dabei. Sie warf dem iranischen Regime vor, im Namen Gottes Menschenrechte zu verletzen. «Was für ein Gott soll das sein?» Das sei eine Anmassung. «Zeigen wir, dass wir für die Menschen im Iran da sind und sie in ihrem Freiheitskampf unterstützen.»
Gefordert sei auch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), hiess es an der Kundgebung. Die Zustände in den iranischen Gefängnissen seien menschenrechtswidrig, Folterungen und Vergewaltigungen gehörten zum Alltag. Das IKRK müsse dem nachgehen und Gerüchte prüfen, wonach Inhaftierte gezielt getötet würden.
Über 280 Tote bei Protesten
Auslöser der Proteste war der Tod der Iranerin Mahsa Amini (†22) im September. Sie war von der Polizei festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch nicht richtig getragen haben soll. Wenig später verstarb die junge Frau in Polizeigewahrsam.
Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie den vom islamischen Herrschaftssystem auferlegten Kopftuchzwang. Bei den Protesten sollen nach Angaben aus Oppositionskreisen im Ausland bisher rund 280 Menschen gestorben und über 14'000 verhaftet worden sein. (SDA/man)
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