Nach Tod eines Chinesen (†42) am Eiger
«Zur Zeit des Unfalls waren keine Jets im Einsatz»

Wegen eines Steinschlags starb letzten Donnerstag am Eiger ein Chinese (†42). Kurz zuvor seien Kampfjets über das Gebiet gedonnert. Luftwaffe und Polizei können dies nicht bestätigen.
Publiziert: 28.09.2017 um 13:57 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 11:37 Uhr
Die chinesische Wandergruppe hatte diesen Monat bereits den Mont Blanc und das Breithorn bestiegen. Am 16. September machte sie diese Drohnenaufnahme auf dem Gipfel des Breithorns.
Foto: Screenshot Facebook
Dominique Rais

Eine Gruppe von fünf Bergsteigern aus Hongkong war letzten Donnerstag auf der Eiger-Südseite unterwegs, als ein Steinschlag auf sie niederging. Drei Männer wurden getroffen. Ein 42-jähriger Chinese wurde dabei so schwer verletzt, dass er noch auf der Unfallstelle verstarb.

Kurz vor dem Steinschlag «brausten Kampfjets im Tiefflug» über das Gebiet, wie Gruppenführer Conway Leung Nim-ho (61) zur «South China Morning Post» sagte.

Jets kamen 1,5 Stunden nach Unfall

Diese Aussage lässt sich allerdings nicht erhärten, wie Recherchen von BLICK ergeben. Weder die ermittelnde Kantonspolizei Bern noch die Luftwaffe können Flüge von Kampfjets zum Zeitpunkt des Unfalls bestätigen.

Denn wie sich nun herausstellt, ging die Meldung des Unfalls zwar erst um 14.30 Uhr bei der Kantonspolizei Bern ein, das Drama hatte sich aber bereits um 12.45 Uhr ereignet, wie die Polizei auf Nachfrage von BLICK schreibt.

Zwischen 14.15 und 14.30 Uhr waren tatsächlich Kampfjets der Schweizer Luftwaffe am Eiger im Einsatz. Nach einem ersten Dementi, bestätigte dies Luftwaffensprecher Jürg Nussbaum heute gegenüber BLICK.

Luftwaffe dementierte erst

Gestern noch hatte seine Kollegin Delphine Allemand gesagt, dass es zu diesem Zeitpunkt keine Flüge gab (BLICK berichtete). Darauf meldeten sich zahlreiche Augenzeugen. «Um 14.15 Uhr gab es einen ohrenbetäubenden Knall», sagt zum Beispiel Walter T. aus Interlaken. Nach dem Knall hätten die Jets noch über eine Viertelstunde ihre Runden über dem Gebiet gedreht.

Auch andere Leser haben sich infolge des BLICK-Artikels gemeldet: «Wir haben die Kampfjets auch gesehen! Es gibt genügend Zeugen», sagt ein Leser.

Jürg Nussbaum, Sprecher der Luftwaffe.
Foto: Keystone

Mit diesen Beobachtungen konfrontiert, bestätigte Luftwaffen-Sprecher Jürg Nussbaum nach erstem Zögern den Einsatz der Kampfjets. Aber: «Zur Zeit des Unfalls um 12.45 Uhr waren keine Jets im Einsatz.»

Ohnehin hätten die Kampfjets nach Meinung von Nussbaum keine Gefahr dargestellt: «Nur weil Kampfjets über ein Gebiet fliegen, muss dadurch noch lange kein Steinschlag ausgelöst werden.»

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