Sex-Affäre im Knast! In der Berner Strafanstalt St. Johannsen knisterte es gewaltig zwischen einem verurteilten Mörder und seiner behandelnden Therapeutin. Wie BLICK am Dienstag publik machte, praktizierten die beiden auch Cyber-Sex. Vermutlich mehrere Jahre lang blieb die verhängnisvolle Liaison ein Geheimnis. Doch dann stürzte das Lügengebilde der Turteltauben ein.
Es war ein Skype-Anruf, der das Paar verriet. Der Killer gab den Beamten zwar wie gefordert die Nummer an, die er anrufen wollte. Doch dann wählte der Verbrecher kurzerhand eine andere: Die Nummer seiner Geliebten! Bei einer Kontrolle bemerkten die Beamten die Ungereimtheiten. Die Therapeutin wurde fristlos entlassen. Der Häftling erhielt ein Skype-Verbot.
Kopfschütteln bei SVP-Fuchs
Beim liebestollen Mörder handelt es sich um Mihajlo S.* (36). Im April 2008 heuerte er in Liebefeld BE einen Auftragskiller an und liess seine schwangere Freundin Tatiana S.* (†31) brutal töten. Seine Strafe: 18 Jahre hinter Gittern. Plus Therapie.
Der Berner SVP-Politiker Thomas Fuchs (54) ist nicht erstaunt, dass diese filmreife Liebesgeschichte ausgerechnet in der Strafanstalt St. Johannsen passiert ist. Vor Jahren schon galt diese als Skandal-Knast. Die Häftlinge entwichen damals gleich reihenweise. Zum neusten Skandal sagt Fuchs: «Das ist nur noch peinlich. Ich kann den Kopf gar nicht so lange schütteln, wie ich möchte. Das Personal muss doch besser geschult werden.»
Skype-Verbot für Häftlinge?
Der Grossrat fordert nebst einer Untersuchung des Skandals auch ein Skype-Verbot für die Häftlinge: «Skype ist heikel, weil die Überwachung sehr schwierig ist. Bei E-Mails kann man zumindest nachvollziehen, was die Insassen geschrieben haben.»
Dass die Straftäter überhaupt die Erlaubnis hätten zu skypen, verwundere ihn: «Ich ging bis jetzt davon aus, dass die überhaupt nicht skypen dürfen. Ein Knast darf kein Hotelaufenthalt sein!» Höchstens in Ausnahmesituationen sollten Häftlinge per Videoanruf telefonieren dürfen, findet Fuchs.
«Kontakt zur Aussenwelt ist ein Grundrecht»
«Ich finde es wichtig, dass es Regeln zum Thema Skype gibt», betont auch die Berner SP-Grossrätin Tanja Bauer (37). Doch Fuchs' Vorschlag findet die 37-Jährige übertrieben: «Wegen eines Einzelfalls sollten nicht alle bestraft werden. Die Nähe der Therapeutin und des Insassen ist das Problem. Nicht das Skypen.» Die Grossrätin ist Mitglied in der Berner Sicherheitskommission und sagt: «Kontakt zur Aussenwelt ist ein Grundrecht und wichtig für die Resozialisierung.»
Nur in einem Punkt scheinen sich die beiden Politiker einig zu sein: «So etwas darf einfach nicht passieren!»
* Name bekannt