Exakt 2 Minuten und 14 Sekunden kämpfte Chris Gursky um sein Leben. Ungesichert klammerte er sich am Deltasegler und dem Piloten fest, baumelte über dem Abgrund. Der Tandemflug in Interlaken BE hätte den US-Amerikaner fast das Leben gekostet. Aber eben nur fast.
Jetzt, knapp ein Jahr später, wagt Gursky einen zweiten Anlauf. Er möchte noch einmal die Strecke fliegen. Diesmal gesichert – so dass er die Aussicht über die Berner Berge wirklich geniessen kann.
Freudig und «keine Angst»
Kurz vor seinem Flug am vergangenen Dienstag zeigt er sich aufgeregt. Freudig. Angst habe er nicht, sagt Gursky zur «Berner Zeitung».
Vergangenes Jahr hatte sein Pilot Michael T.* ihn nicht am Segler befestigt. Gursky musste sich an T.s Bein festhalten. Dabei riss er sich die linke Bizepssehne und brach sich das rechte Handgelenk. Eine Titanplatte und sieben Schrauben waren nötig, um den Bruch zu fixen.
Nach dem Vorfall schalteten sich die Bundesanwaltschaft (BA) und das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) ein. Der Pilot wurde zu einer Busse von 800 Franken verurteilt. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.
«Ich werde noch einmal segeln müssen»
Im März dieses Jahres sprach der Amerikaner im Frühstücksfernsehen erstmals über die bangen Minuten in der Luft: «Ich dachte, dass ich abstürze und sterbe. Ich bin geliefert.» Damals witzelte er: «Ich werde noch einmal Delta segeln müssen. Meinen ersten Flug konnte ich gar nicht geniessen.»
Tatsächlich läuft bei seinem zweiten Flug alles wie am Schnürchen. Hoch über den Nebelschwaden manövriert ihn der Tiroler Pilot sicher vom Start bis zur Landung. Sei Fazit: «Absolut überwältigend!» (hah)