Für viele, insbesondere kleine Besucher, waren sie ein Highlight im Naturhistorischen Museum von Bern. Die grosse Anlage (siehe Bild) mit unzähligen Ameisen. Quasi wie ein Aquarium für Insekten. Der Fachbegriff für eine solche Anlage: Formicarium. Doch jetzt steht es leer.
Schon in den letzten Monaten mussten die Museums-Experten beobachten, dass das Volk stetig kleiner wurde. In den vergangenen Tagen starben die letzten Arbeiterinnen. Das Ameisenvolk ist tot – ausgestorben. Einerseits eine schlechte Nachricht, schreibt das Museum in einer Mitteilung. Aber auch «eine kleine Sensation», denn die Gebirgswaldameisen (Formica paralugubris) lebten 15 Jahre lang in diesem Formicarium, als wären sie in der freien Natur.
Einmal begattet, 15 Jahre Nachwuchs
Für die Forscher ist dies verblüffend, denn: die Königinnen wurden ein einziges Mal begattet. Als sie noch in freier Natur lebten.
Der «Spermavorrat» hat also für 15 Jahre Nachwuchs gereicht. Unglaublich eigentlich. Bei diesem Nachwuchs gab es jedoch nur Königinnen und keine Männchen, die von Neuem hätten begatten können. Die Reserve war nun offensichtlich aufgebraucht.
Wieder auf die Suche
Verantwortlich für die Haltung der Ameisen ist der Kurator für wirbellose Tiere am Museum, Charles Huber. Er holte das Ameisenvolk im Jahr 2000 selbst in Oberdiessbach ab, beobachtete das Nest lange, schnappte sich die Königinnen bei der besten Gelegenheit – mit Bewilligung, die Ameise ist geschützt.
Nun stellt er sich dieser Herausforderung noch einmal. Das Naturhistorische Museum hat sich entschieden, das Volk zu ersetzen. Das wird einige Monate dauern, weil sich die Königinnen nur im Frühjahr an der Erdoberfläche zeigen. Auch der Unterhalt des Formicariums bedeutet Aufwand. Die Tiere werden mit Apfel- oder Birnensirup sowie toten Heimchen gefüttert.