Mit Telefon-Trick
Betrüger wollten Berner Zahnarztpraxis abzocken

Ein Unternehmen wollte für eine Handschuh-Bestellung über 2000 Franken von einer Zahnarztpraxis abkassieren. Das Perfide: Die Bestellung wurde niemals aufgegeben.
Publiziert: 15.12.2022 um 16:35 Uhr
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Aktualisiert: 15.12.2022 um 16:38 Uhr
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Überraschung in einer Zahnarztpraxis in Schwarzenburg BE: Ohne sie bestellt zu haben, kamen 400 Handschuh-Packungen an. (Symbolbild)
Foto: IMAGO/Addictive Stock
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Fabian BabicRedaktor News

Plötzlich waren sie da: 400 Packungen Hygienehandschuhe. Dabei handelt es sich um eine Bestellung, die in einer Zahnarztpraxis in Schwarzenburg BE ankam. Allerdings hat niemand eine solche Bestellung je aufgegeben – es war reiner Betrug.

Inhaberin der Praxis ist die Zahnärztin Stefanie Hirt (41). Gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin Espresso erzählt sie, wie alles angefangen habe. Jemand habe eine Lernende ans Telefon verlangt. Der Grund: «Jemand sagte ihr, es sei eine Bestellung unterwegs, die leider etwas im Rückstand gewesen sei.» Diese habe es mit einem «Okay» zur Kenntnis genommen.

Inkasso-Unternehmen krebst zurück

Danach folgte eine E-Mail: Die Office Value GmbH teilte der Praxis mit, die Bestellung werde «wie vereinbart» zugesendet. Eine Mitarbeiterin antwortete mit einer Bestätigung, denn sie nahm an, es handle sich um eine tatsächliche Bestellung.

Und dann waren sie da: 400 Packungen Hygienehandschuhe, «die niemand bestellt hatte», erzählt Stefanie Hirt. Kostenpunkt: etwas mehr als 2000 Franken. Bei ihren darauffolgenden Kontaktversuchen stand Hirt vor verschlossenen Türen. Schliesslich schickte sie das Paket zurück – ohne Erfolg. Wenige Tage später standen die Handschuh-Schachteln wieder vor der Praxistür. Die Annahme ist verweigert worden.

Schliesslich nahm das Liechtensteiner Inkasso-Unternehmen Zenit Factoring die Praxis ins Visier. Hirt solle den Betrag bezahlen, so die Aufforderung. Inzwischen ist diese aber wieder vom Tisch. Auf Espresso-Anfrage erklärte das Unternehmen, dass der Vertrag mit Office Value wegen zahlreichen erfundenen Rechnungen gekündigt worden sei. Office Value habe hingegen auf keinerlei Anfragen von Espresso reagiert.

Gesprächsangebot verweigert

Bis zuletzt hat Office Value bei der Praxis nicht locker gelassen. Im Gespräch mit Blick erzählt Stefanie Hirt, dass das Unternehmen – kurz vor der Kontaktaufnahme mit Zenit Factoring – versucht hätte, das Problem telefonisch zu klären. «Sie wollten darüber sprechen, wie man die Rechnung begleichen werde», sagt Hirt. «Wir haben ihnen gesagt, dass wir alles geregelt haben und das Gespräch verweigern.»

Will die Praxis nun rechtlich gegen die unerwünschten Handschuh-Lieferanten vorgehen? «Wir erstatten keine Anzeige. Das bringt nichts», sagt Hirt. Ihr sei lediglich geraten worden, nicht weiter auf derartige Zahlungsaufforderungen einzugehen. Die Rückverfolgung solcher Betrüger falle schwer: Office Value habe seit der ungewollten Lieferung bereits zweimal den Firmenstandort gewechselt.

Rückblickend bereut sie es, überhaupt versucht zu haben, das Paket zurückzuschicken. Das habe sie 100 Franken gekostet. Für die Zukunft hat sich die Zahnarztpraxis von Stefanie Hirt gewappnet: «Wir blockieren direkt alle dubiosen Firmen, die uns etwas andrehen wollen.»

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