Die Flugsicherung Skyguide hat für den abgestürzten F/A-18-Kampfjet eine Flughöhe angeordnet, die für den Startsektor viel zu tief war. Das teilte die Militärjustiz heute Nachmittag mit. Ob das der Grund für den Absturz war, ist jedoch nicht restlos geklärt.
Es sei noch zu früh, sich auf eine bestimmte Variante des Unfallhergangs und der Unfallursache festzulegen. Fest steht lediglich, dass der Flugverkehrsleiter die Unglücksmaschine nach dem Start auf einer Höhe von 10'000 Fuss, also 3050 Meter über Meer fliegen liess – die Mindestflughöhe für diesen Startsektor liegt jedoch bei 4360 Meter über Meer.
Skyguide zeigt sich betroffen
Roger Gaberell, der Sprecher von Skyguide, zeigte sich betroffen über die ersten Erkenntnisse der Militärjustiz: «Es scheint, dass Handlungen der Flugsicherung zum Unglück in der Sustenregion beigetragen haben. Das tut uns von Skyguide unendlich leid.»
Weshalb der Flugverkehrsleiter die Flughöhe angeordnet habe und welchen Einfluss dies auf den weiteren Verlauf des Fluges hatte, sei Gegenstand der Untersuchung, heisst es vonseiten der Militärjustiz.
Der Fluglotse war erfahren
Der betroffene Fluglotse hatte seinen Job bei Skyguide Anfang 2015 angetreten und war seither in Meiringen BE tätig. Im Oktober 2015 wurde er als militärischer Flugverkehrsleiter lizenziert. Zuvor war er laut Skyguide während zehn Jahren ziviler Fluglotse gewesen. Es handle sich um einen erfahrenen Flugverkehrsleiter, so Skyguide-Vertreter.
«Wir vertrauen unseren Fluglotsen», sagte F/A-18-Pilot Pierre de Goumoëns an der Pressekonferenz. Dass eine Höhe unter der Minimalhöhe angeordnet werde, mache den Piloten nicht zwingend skeptisch. Die Minimalhöhe beziehe sich auf den höchsten Punkt in einem bestimmten Sektor. Es könne Gründe geben, sie zu unterschreiten. Der Pilot könne das nicht beurteilen, ihm fehle die Übersicht.
Wollte Dübendorf falsche Höhenangabe korrigieren?
Zum heutigen Zeitpunkt gibt es offenbar keine Hinweise auf ein technisches Versagen oder auf einen Zusammenhang mit der Radaranlage des Militärflugplatzes Meiringen BE.
Auch die Reaktion des Piloten David G. (†27) ist noch Teil von Untersuchungen. Aktuell deutet nichts darauf hin, dass dieser seinen Schleudersitz betätigt hat oder im letzten Moment eine Ausweichbewegung flog.
Offenbar hat es aber einen Funkkontakt zwischen David G. und Skyguide von Dübendorf gegeben. Kurz vor dem Absturz hatte der Pilot die Frequenz seines Funkgeräts auf diejenige der Flugsicherung in Dübendorf umgeschaltet. Zwischen F/A-18 und Fluglotse gab es einen Wortwechsel. Dessen Inhalt ist noch Gegenstand der Ermittlungen.
Die Blackbox des Kampfjets, so gab die Militärjustiz heute bekannt, ist beim Crash vermutlich zerstört worden. Aufgrund der fehlenden Daten wird der Schlussbericht zum Absturz daher frühestens bis zum Ende des Jahres erwartet.
In entgegengesetzte Richtung wäre Höhe korrekt gewesen
Die einsitzige F/A-18 der Schweizer Luftwaffe war letzten Montag im Sustengebiet verunglückt. Das Flugzeug war um 16.01 Uhr in Meiringen BE zu einem Trainingsflug gestartet.
Um 16.05 Uhr verlor die Einsatzzentrale den Kontakt zum Piloten. Der Kampfjet stürzte in der Umgebung des rund 3440 Meter hohen Gipfels Hinter Tierberg ab. Der 27-jährige Berufsmilitärpilot kam beim Unglück ums Leben.
Die falsche Höhe von 10'000 Fuss, die den Piloten schliesslich in den Tod fliegen liess, wäre bei einem Start auf dem Flugplatz Meiringen in die entgegengesetzte Richtung übrigens die korrekte gewesen.
Dies war an der Medienkonferenz auf die Nachfrage eines Journalisten zu erfahren. Ob der Lotse für einen Moment Osten und Westen verwechselt hatte, wollten die Untersuchungsrichter nicht kommentieren. (gr/SDA/kra)