Gemeindepräsident Martin Stäger (†69) von Lauterbrunnen getötet – Dorf unter Schock
«Ich zitterte am ganzen Leib»

Am Mittwochabend kam es in Lauterbrunnen zu einer Bluttat. Das Todesopfer ist der Gemeindepräsident Martin Stäger! Seine deutsche Ehefrau (58) wurde unter Tatverdacht verhaftet.
Publiziert: 18.08.2022 um 17:46 Uhr
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Aktualisiert: 23.08.2022 um 08:29 Uhr
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Der Gemeindepräsident von Lauterbrunnen BE, Martin Stäger, wurde am Mittwochabend tot in seinem Haus aufgefunden.
Nicolas Lurati, Chiara Schlenz, Carla De-Vizzi

Das idyllische Lauterbrunnen im Berner Oberland wurde am Mittwochabend zum Schauplatz eines schrecklichen Tötungsdelikts: Kurz vor 20.20 Uhr wurde die Kantonspolizei Bern darüber informiert, dass eine Frau einen Mann tödlich verletzt habe. Für den schwer verletzten Schweizer (†69) in Lauterbrunnen kam jede Hilfe zu spät – die sofort ausgerückten Einsatzkräfte konnten nur noch seinen Tod feststellen. Am Donnerstagabend wird dann klar: Beim Todesopfer handelt es sich um Martin Stäger, den Gemeindepräsidenten von Lauterbrunnen. Dies berichtete die «Berner Zeitung».

Doch damit nicht genug: Noch am Abend der Tat wurde die Ehefrau (58) des Mannes im Zusammenhang mit der Tat verhaftet, wie die Kantonspolizei Bern mitteilte. Die Deutsche wird verdächtigt, ihrem Ehemann tödliche Verletzungen zugefügt zu haben. Wie «20 Minuten» berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Untersuchungshaft gegen die Frau beantragt. Wie die Polizei am Freitag auf Anfrage von Blick schreibt, konnte man die Frau im Zuge der Fahndungsmassnahmen draussen anhalten.

Stäger sei engagiert, zuverlässig und stets hilfsbereit gewesen

Gegenüber Blick bestätigt der Vize-Präsident der Gemeinde, Karl Näpflin, die Meldung. Im Gespräch mit Blick erklärt er: «Ich werde jetzt die laufenden Geschäfte übernehmen.» Gegenüber der «Berner Zeitung» fügt Näpflin an: «Unsere Gemeinde ist tief schockiert und betroffen über den Vorfall.»

Auch eine Nachbarin von Stäger meint gegenüber Blick: «Es ist ein richtiger Schock, das zu hören.» In einer Mitteilung schreibt die Gemeinde, dass man Stäger als «engagierten, zuverlässigen und stets hilfsbereiten Gemeindepräsidenten geschätzt habe». Man werde ihn in bester Erinnerung behalten und sei für sein grosses Engagement zugunsten der ganzen Talschaft dankbar.

«Ich kenne niemanden, der ihn nicht mochte»

Auch bei der Bevölkerung sitzt der Schock tief: «Ich bin total schockiert. Ich konnte in der Nacht von gestern auf heute nicht schlafen. Ich zitterte am ganzen Leib, als ich erfahren habe, was passiert ist», so ein Einheimischer zu Blick. Er habe Stäger sein ganzes Leben lang gekannt. «Der Gemeindepräsident war so ein lieber Mensch. Ich kenne hier niemanden hier im Dorf, der ihn nicht mochte.» Er habe ihn als währschaften und kompetenten Gemeindepräsidenten angesehen. «Die Ehefrau hingegen kenne ich kaum.» Was am Mittwochabend passiert sei, könne er nicht sagen, da er weg war.

Auch eine andere Anwohnerin beschreibt den Gemeindepräsidenten, welcher der SVP angehört, als «netten, gäbigen und liebenswürdigen Mensch». Er sei immer sehr höflich gewesen und man habe sich stets gegenseitig freundlich gegrüsst. Wieso er nun auf solch tragische Art und Weise sterben musste, verstehe sie nicht: «Alle in der Gegend sind geschockt.» Aber man könne halt nicht in eine Familie hineinschauen. Man weiss nicht, warum es passiert sei. «Wir wohnen ja nicht mit ihm», so die Anwohnerin weiter.

Dass Martin Stäger in der Region beliebt war und als Gemeindepräsident geschätzt wurde, zeigt auch ein Artikel von «Berner Oberländer» vom November 2019. Damals wurde er erneut als Gemeindepräsident für weitere vier Jahre wiedergewählt. Mit 63 Prozent der Stimmenanteile setzte sich Stäger damals klar gegen seinen Konkurrenten Niels Graf durch. Und seinem Amt ging er auch mit Leidenschaft nach: «Ich bin froh, dass die Wahl so herausgekommen ist. Denn mir gefällt dieses Amt», so der wiedergewählte Gemeindepräsident damals zur Zeitung.

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Auch die Stiftung Unesco Welterbe Swiss Alps Jungfrau-Aletsch trauert auf Twitter um Stäger, bei welcher er im Stiftungsrat tätig war. Lauterbrunnen ist nämlich eine Welterbe-Gemeinde. «Unser Erbe war auch sein Stolz», schreibt die Stiftung auf Twitter.

Wengener Dorffest in Gedenken an Stäger abgesagt

Auch in den Nachbardörfern ist die Solidarität riesig: Im Berner Wengen, das zur Gemeinde Lauterbrunnen gehört, hätte am Freitagabend ein Dorffest stattfinden sollen. Aus Respekt gegenüber Martin Stäger und in Gedenken an ihn sei der Anlass nun abgesagt worden. Wie «20 Minuten» schreibt, hätten dies die Organisatoren auf Facebook geschrieben.

«Es wäre nicht möglich gewesen, den Anlass durchzuführen. Wir haben das Fest aus Respekt für Martin Stäger für den Moment abgesagt», so George Widmer, Mitglied der IG hinter dem Fest, zur Zeitung. Das Fest hätte im Herzen von Wengen stattfinden sollen und hätte sich vor allem an Einheimische, aber auch an Besucher sowie Touristen gerichtet. Auch mit Gemeindepräsident Stäger sei man während der Vorbereitungen in Kontakt gewesen.

Das Dorffest hätte zum ersten Mal stattfinden sollen. Widmer zufolge wollte man mit dem Anlass, dass die Leute zusammenkommen, miteinander sprechen und Kontakte pflegen. Man habe gehofft, dass Leute aus Wengen, Lauterbrunnen, Mürren und allen anderen Orten zusammenkommen, so Widmer zur Zeitung. Ob das Fest zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden soll, werde abgeklärt.

Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte ermittelt

Stäger war SVP-Mitglied und wurde im Herbst 2014 zum Gemeindepräsidenten gewählt, heisst es weiter. Er war in mehreren Vereinen aktiv, unter anderem war er während 18 Jahren der Präsident des örtlichen Skiclubs und 24 Jahre lang militärischer Sektionschef der Gemeinde und im Gewerbeverein tätig.

Wie es zur Bluttat kommen konnte, ist nach wie vor unklar. Die Polizei macht keine Angaben zur Tatwaffe, zum Motiv oder zum Tathergang im Allgemeinen. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte, wie «20 Minuten» schreibt.

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