«Er hat nie dreingeschlagen oder jemanden angefasst»
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Anita Haas trauert um Sohn:«Er hat nie dreingeschlagen oder jemanden angefasst»

Kurt Haas (†62) starb nach Pfefferspray-Einsatz an Fasnacht – seine Mutter (80) sagt
«Hätte man anders gehandelt, würde er vielleicht noch leben»

Tragischer Vorfall an der Fasnacht in Büren an der Aare BE: Kurt Haas (†62) starb nach einem Einsatz von Sicherheitskräften. Seine Mutter Anita Haas (80) fordert Aufklärung und glaubt, ihr Sohn könnte noch leben, hätte man anders gehandelt.
Publiziert: 07.01.2025 um 18:11 Uhr
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Aktualisiert: 07.01.2025 um 19:35 Uhr
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Anita Haas (80) trauert daheim in Dotzigen BE um ihren Sohn Kurt (†62).
Foto: Ralph Donghi

Auf einen Blick

  • 62-jähriger Mann stirbt unter mysteriösen Umständen in Fasnachts-Bar in Büren BE
  • Sicherheitskräfte setzten Pfefferspray ein und führten Mann zu Boden
  • Mutter glaubt, man hätte anders handeln können
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Ralph DonghiReporter News

Anita Haas (80) aus Dotzigen BE sitzt an ihrem Küchentisch und kämpft mit den Tränen. Der traurige Grund: Ihr Sohn Kurt Haas (†62) ist der Mann, der am 2. Januar unter mysteriösen Umständen in einer Fasnachts-Bar im Nachbar-Städtchen Büren an der Aare BE starb. «Ich habe noch gar nicht vernommen, was da genau passiert ist», sagt die Mutter. Doch sie glaubt: «Hätte man anders gehandelt, würde mein Kurt vielleicht noch leben.»

Anita Haas weiss nur das, was die Kantonspolizei Bern bisher veröffentlicht hat. So soll der 62-Jährige laut Aussagen in der Bar «anwesende Personen körperlich und verbal angegangen» haben. Als zwei Sicherheitskräfte einer privaten Sicherheitsfirma ihn aufforderten, das Lokal zu verlassen, «kam er der Aufforderung nicht nach», schreibt die Kapo Bern.

Pfefferspray-Einsatz und zu Boden geführt

Daraufhin setzten die Sicherheitsmitarbeiter Pfefferspray ein und führten den Mann zu Boden. Aus noch zu klärenden Gründen verlor der Betroffene das Bewusstsein. Kurz nach 21 Uhr kam die Meldung bei der Kapo Bern über den medizinischen Notfall an der Kreuzgasse herein. Als die Einsatzkräfte vor Ort eintrafen, wurde der Mann von Ersthelfern betreut. Trotz Reanimationsmassnahmen, welche die Rettungskräfte fortführten, verstarb der 62-Jährige noch vor Ort.

«Ich habe zwei Stunden später davon erfahren», sagt die Mutter von Kurt Haas. «Ein Kollege, der dort war, hat uns angerufen.» Niemand sonst habe sie bis dahin über den Tod ihres Sohnes informiert. Die Leiche von Kurt sei inzwischen freigegeben. Aber, so Anita Haas: «Ich wollte ihn nicht mehr sehen. Ich konnte das nicht.» Sie habe Kurt von seiner behinderten Mutter übernommen, als er zwei Jahre alt war.

Hat der Einsatz zum späteren Tod geführt?

«Er war manchmal schon ein Grober», sagt die Mutter weiter. Aber: «Er hat nie dreingeschlagen oder jemanden angefasst, nie!» Sie vermutet, dass der eingesetzte Pfefferspray und dass er zu Boden gedrückt wurde, «anschliessend zu seinem Tod geführt haben könnte». Anita Haas redet den Sicherheitsleuten ins Gewissen: «Man hätte auf jeden Fall eine andere Lösung finden können. Ihn zum Beispiel einfach packen und aus der Bar bugsieren können.»

Es könne schon sein, dass Kurt etwas getrunken habe. «Es war ja Fasnacht», sagt Anita Haas. Aber: «Er ist eigentlich ein ganz Lieber und kein Böser. Er hat allen im Dorf geholfen und war immer da.» Kurt sei ein Hornusser gewesen, habe früher Fussball gespielt, sei ein Landwirt und Fabrikarbeiter gewesen. Eine Frau und Kinder hinterlasse er keine.

«Kurt kommt nicht zurück»

Anita Haas weiss: «Kurt kommt nicht zurück. Aber ich möchte einfach, dass sein Tod richtig abgeklärt wird.» Es stimmt die Mutter traurig, «dass ich noch nichts von der Fasnachtsclique gehört habe, die für die Fasnacht und den Sicherheitsdienst in Büren an der Aare zuständig ist».

Der Gemeindepräsident von Büren an der Aare, Peter Zumbach, bedauert den Vorfall an der Fasnacht gegenüber Blick. «So etwas Tragisches wünscht sich kein Gemeindepräsident», sagt er. Er wünscht den Angehörigen viel Kraft. Für weitere Fragen verweist er an die verantwortliche Fasnachtsgesellschaft, die auch für den gesamten Sicherheitsdienst zuständig ist. Doch die Fragen von Blick wollte der zuständige Vizezunftmeister nicht beantworten.

Die Kantonspolizei Bern ermittelt zusammen mit der Staatsanwaltschaft.

Anita Haas hat nur einen Wunsch: «Dass so etwa keiner anderen Person mehr passiert.»

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