Die Berner Insel-Gruppe hat ihren rund 4200 Mitarbeitern in der Pflege einen Kugelschreiber mit spezieller Gravur geschenkt (BLICK berichtete). Das Geschenk war nicht als Dankeschön für die Arbeit in der Coronakrise gedacht, sondern aus Anlass des 200. Geburtstags von Florence Nightingale, der Begründerin der modernen Krankenpflege. Diese habe mit ihren Schriften den Pflegeberuf entscheidend geprägt, heisst es im Begleitschreiben, das die Angestellten erhielten.
Der runde Geburtstag fiel aber ausgerechnet in die Corona-Zeit und damit in die Periode, in der dem Pflegepersonal weltweit enorme Dankbarkeit und Anerkennung für seine Leistungen entgegenschlägt. Das Geschenk kam bei den Angestellten deshalb überhaupt nicht gut an. Der Berner Stadtrat Manuel C. Widmer fragte auf Facebook: «Bitte sagt mir, dass das nicht euer Ernst ist. Die Zukunft des Pflege- und Hebammenberufs wird mit wahrer Wertschätzung und Empathie geschrieben werden. Aber sicher nicht mit einem Kugelschreiber auf Konfirmationsgeschenk-Niveau.»
Mehrere Pfleger scheinen das gleich zu sehen wie der Politiker. Auf Social Media beschwerten sie sich über den «Chugi». Eine Gruppe soll nun sogar eine koordinierte Aktion planen, um das Geschenk wieder zurückzuschicken, berichtet die «Berner Zeitung».
Auch sei ein Schreiben geplant, in dem man der Geschäftsleitung mitteilen wolle, was die Pflegenden wirklich brauchen würden: Mehr Lohn, mehr Personal, fairere Dienstzeiten. Und nicht einen Kugelschreiber, den es – ohne spezielle Gravur – im Laden für rund 15 Franken zu kaufen gebe.
Insel-Gruppe zeigte sich anderweitig erkenntlich
In der Zeitung verteidigt sich Adrian Grob, Mediensprecher der Insel-Gruppe: «Wir bedauern, wenn es in Einzelfällen bei Mitarbeitenden wie auch Aussenstehenden zu einem Missverständnis in Zusammenhang mit dem Versand des Kugelschreibers gekommen ist.» Der Kugelschreiber habe mit der Corona-Krise überhaupt nichts zu tun.
Man habe sich für die während der Krise ausserordentlichen Leistungen bereits anderweitig beim Personal erkenntlich gezeigt. Beispielsweise mit Videobotschaften, finanziellen Beiträgen für Team-Events oder persönlichen Briefen. Zudem hätten die Angestellten trotz Kurzarbeit keine Lohneinbussen in Kauf nehmen und keine Minusstunden nacharbeiten müssen, wie das bei anderen Spitälern der Fall gewesen sei. (vof)