Simon H.* (36) aus dem Kanton Bern wollte letzten Donnerstag mit einem Kumpel (42) lediglich seinen Lieblingsverein BSC Young Boys beim UEFA-Europa-League-Spiel gegen Feyenoord in Rotterdam (Holland) unterstützen. Doch nebst dem guten Unentschieden (1:1) gab es für den Disponent und Familienvater nicht viel zu lachen: «Wir wurden von der holländischen Polizei wie Schwerverbrecher behandelt, obwohl wir das gar nicht sind!»
Simon H. und sein Kumpel fuhren bereits letzten Mittwoch, also am Tag vor dem Spiel, nach Rotterdam. «Nicht etwa mit dem Fanzug, sondern ganz normal mit dem Auto», erzählt der 36-Jährige. Zunächst hätten sie Rotterdam noch geniessen können. Sie hätten am Spieltag auch nichts von den Scharmützeln mitgekriegt, die vor dem Match in der Stadt passiert seien.
Aber: «Beim Eingang wurden wir wie Schwerverbrecher untersucht. Es ging lange, bis wir endlich im Stadion waren.» Andere Fans hätten noch viel länger anstehen müssen. Simon H.: «Es gab sogar solche, die waren erst zur zweiten Halbzeit im Stadion.»
«Nur YB-Halstücher getragen und keine Pyros angezündet»
Während dem Spiel sei er mit seinem Kumpel im sogenannten Abonnement-Sektor gewesen. «Wir haben lediglich YB-Halstücher getragen und auch keine Pyros angezündet», sagt Simon H.
Dennoch sei nach dem Spiel folgendes passiert: «Wir wurden mit den YB-Fans der beiden anderen Sektoren festgehalten. Wie Tiere wurden wir von der Polizei behandelt und eingekreist!»
Dann seien plötzlich fünf Polizisten auf seinen Kumpel zugestürmt, hätten ihn gepackt und wie einen Kriminellen mit Schlägen und Polizeigriff abgeführt. «Wahrscheinlich hatten sie ihn genommen, weil er nach dem Spiel wegen der Kälte eine Kappe anzog», vermutet Simon H.
Kumpel soll diverse Verletzungen erlitten haben
Sicher sei: «Sie verglichen sein Gesicht mit einem Foto und sagten dann, dass er es nicht sei. Dies hat mein Kollege gerade noch verstanden.» Er wurde sogar fotografiert, als er sich im Griff der Polizei befand. Dann sei dieser von den Polizisten wieder in die Gruppe zurückgestossen worden.
Fazit: «Mein Kollege hatte vom Festhalten ein geschwollenes, rechtes Handgelenk sowie mehrere Blessuren und Quetschungen vom Festhalten und den Schlägen.» Zudem habe sein Kumpel über Schulter- und Beinschmerzen geklagt. «Ein Polizist hat ihm wohl auch noch ins Knie geschlagen.»
Sie seien am nächsten Tag auf eine Polizeistation gegangen, um eine Anzeige zu machen. Aber: «Der Beamte sagte uns, dass dies nichts bringe. Wir könnten mit einem Attest eines Arztes lediglich eine Beschwerde eingeben.»
«Polizist sagte, sie müssen leider hart gegen Hooligans vorgehen»
Zurück in der Schweiz sei sein Kumpel, der nicht an die Öffentlichkeit möchte, dann zum Arzt. «Er ist für eine Woche lang zu 50 Prozent arbeitsunfähig», sagt Simon H. Und: «Er wird der holländischen Polizei die Beschwerde mit den Unterlagen zukommen lassen.» Ohne grosse Hoffnung auf Erfolg: «Der holländische Polizist hat uns gesagt, dass die Fussball-Polizeieinheit leider hart gegen Hooligans vorgehen müsse.»
*Namen bekannt