In Bern sollen Apotheken versuchsweise Cannabis an eine Gruppe von Kiffern verkaufen. Die Stadt Bern hat die Uni Bern mit der Erarbeitung eines entsprechenden Forschungsprojekts beauftragt.
Das Gras soll teurer werden als das vom Dealer. «Es wird etwa zehn Prozent mehr kosten als auf dem Schwarzmarkt», sagt Matthias Egger, Direktor des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin der Uni Bern zu Keystone. Der Preis dürfe nicht unter dem Schwarzmarktpreis liegen, da man sonst falsche Anreize schaffe. «Er darf aber auch nicht weit darüber liegen, da man sonst die Schwelle erhöht», so Egger. Der genaue Preis stehe jedoch noch nicht fest.
Die Stadtregierung gibt dabei mehrere Eckpunkte für das Projekt vor, wie Gemeinderätin Franziska Teuscher erläutert: Bei den Studienteilnehmern muss es sich um bis zu 1000 mindestens 18-jährige Frauen und Männer handeln, die ihren Wohnsitz in der Stadt Bern haben und bereits Cannabis konsumieren.
Die Wohnsitz-Auflage soll unter anderem auch verhindern, dass Bern zum zweiten Amsterdam wird wird. Cannabis-Touristen werden nicht vom Angebot profitieren können.
«Apotheken geniessen das Vertrauen der Bevölkerung»
Der Verkauf des Cannabis soll über Apotheken erfolgen. So könne eine bestehende professionelle Infrastruktur genutzt werden, sagt Teuscher. «Zudem geniessen Apotheken das Vertrauen der Bevölkerung, haben das nötige Fachwissen im Umgang mit Betäubungsmitteln und verfügen über Kontroll- und Sicherheitsdispositive.»
Teuscher: «Mit dem Pilotversuch wollen wir zeigen, dass eine Regulierung nicht zu mehr, sondern zu weniger Problemen führt.»
Teilnehmer müssen ihre Personalien angeben und Fragebögen ausfüllen. Kritiker machen sich sorgen um den Datenschutz. Sie befürchten, dass die Daten in falsche Hände geraten könnten und die Polizei bei Teilnehmern vor der Tür steht. «Die Daten bleiben im Studienzentrum und sind vertraulich», sagt Egger.
Import aus Holland?
Das wissenschaftliche Forschungsprojekt sollte innert drei bis vier Monaten erstellt werden können, sagt Matthias Egger. Dafür ist ein Kostendach von 20'000 Franken vorgesehen.
Die exakte Zahl der Studienteilnehmer sei allerdingsnoch offen, betont Egger. Womöglich würden auch nur einige Hundert mitmachen.
Wo das Marihuana für die Apotheken bezogen werden wird, steht noch nicht fest. Es gebe bereits Produzenten für medizinische Zwecke. Auch Importe aus dem Ausland, beispielsweise aus Holland, wären gemäss Egger eine Option. Pro Besuch soll maximal 5 Gramm bezogen werden können. 15 Gramm Cannabis im Monat ist das Limit.
Der Bund muss noch sein Okay geben
Mehrere Städte - darunter auch Zürich, Genf und Basel - haben Interesse signalisiert, ein Pilotprojekt für den regulierten Zugang zu Cannabis durchzuführen. In der Stadt Bern hat sich das Parlament im März 2015 für einen entsprechenden Versuch ausgesprochen.
Das letzte Wort hat allerdings der Bund, der eine Ausnahmebewilligung erteilen müsste. Denn das Betäubungsmittelgesetz verbietet grundsätzlich den Cannabis-Konsum in der Schweiz. (rey/sda)