Keine Gurtenpflicht trotz 19 Verletzten bei Militärcrash
«Sogar Vieh wird sicherer transportiert»

Mitte Juli überschlägt sich ein Armee-LKW bei Linden BE. Alle 19 Rekruten verletzen sich, zwei davon schwer. Trotz des heftigen Unfalls werden Soldaten weiterhin per Lastwagen transportiert. Für einen Vater eines Rekruten ist das ein Skandal.
Publiziert: 08.08.2018 um 15:39 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 19:05 Uhr
Militär-Lastwagen kippt bei Linden BE
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Zwei Schwerverletzte bei Unfall:Militär-Lastwagen kippt bei Linden BE
Johannes Hillig

Vor fast drei Wochen überschlägt sich bei Linden BE ein Armee-LKW auf dem Weg zu einer Schiessübung. 19 Rekruten werden verletzt, zwei davon sogar schwer (BLICK berichtete). Mittlerweile sind alle Rekruten wieder zu Hause – auch die zwei Schwerverletzten. Nun untersucht die Militärjustiz den Unfall. Denn noch ist unklar, wieso der LKW von der Strasse abkam.

Nachrüstung nicht möglich

Daniel Reist, Sprecher der Schweizer Armee.
Foto: Philippe Rossier

Fakt ist: Die Rekruten waren nicht angeschnallt. Der LKW-Überschlag wirbelte die Soldaten herum. Alle wurden verletzt. SP-Verkehrsmann Thomas Hardegger forderte deswegen nach dem Unfall eine Gurtpflicht bei Truppentransporten. Doch die Armee winkte ab. Auch fast drei Wochen später hat sich nichts beim Militär geändert. «Ältere Fahrzeugtypen können meistens aus technischen Gründen nicht nachträglich mit Sicherheitsgurten nachgerüstet werden», so Reist zu BLICK.

Christian P.* schüttelt bei solchen Worten den Kopf. Er macht sich grosse Sorgen um seinen Sohn, der Rekrut im Kanton Bern ist: «Jeder Viehtransport ist sicherer. Wieso werden unsere Soldaten nicht ausreichend geschützt?»

Tiertransporte besser geschützt

Ein Blick in die Tierschutzverordnung zeigt: Herr P. hat recht. Für Tiertransporte gelten strengere Regeln. So müssen Rinder für den Transport entweder angebunden oder einzeln voneinander abgetrennt werden. Sogar für Pferde und Esel gilt Anbindepflicht.

Im Abschnitt Personentransporte im Militär-Reglement heisst es nur: «Auf der Ladebrücke von Militärfahrzeugen dürfen Personen nur mitgeführt werden, wenn sie durch genügend hohe Seitenwände geschützt sind.» Und: Wenn Sitzbänke fehlen, sollen sich die Soldaten auf ihr Gepäck setzen und das Sturmgewehr zwischen den Knien verstauen – natürlich mit dem Lauf nach unten.

P. ist sich sicher: «Ich spreche vielen Eltern aus dem Herzen. Auf den Lastwagen sitzen doch unsere Jungs.»

* Name geändert

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