Mit schmerzverzerrtem Gesicht liegt Kari Zingrich (45) aus Wilderswil BE im Spitalbett. An seinem Hals hat er eine zehn Zentimeter lange Wunde, frisch genäht. In seinem Arm stecken Schläuche, seine linke Hand ist eingegipst. Das Mittagessen liegt unberührt auf dem Tablett. «Das Schlucken tut einfach noch zu weh», sagt der zwölffache Kranzschwinger.
Kari Zingrich wurde am Montagabend von Jeton R.* (33) und Rasim R.* (31), zwei kosovarischen Brüdern, in Interlaken BE auf der Terrasse des Restaurants Waldrand belästigt und als «Scheiss-Schweizer» angepöbelt. Einer der Brüder schlitzte ihm mit einem Messer die Kehle auf (BLICK berichtete).
Eine Stunde kämpften die Ärzte im OP um das Leben des Familienvaters, bis Dienstagnachmittag lag er auf der Intensivstation.
Mit schwacher Stimme erzählt Kari Zingrich von dem schrecklichsten Moment seines Lebens. «Ich kam gegen 21 Uhr von der Arbeit auf der Alp, als ich meinen Schwingerkollegen Roland Gehrig auf der Terrasse sitzen sah. Ich hab für ein Feierabend-Bier Halt gemacht. Nach zirka 20 Minuten standen plötzlich zwei Typen neben und hinter mir. Ich kannte beide nicht, habe sie noch nie zuvor gesehen», sagt Zingrich.
Grundlos Streit gesucht
«Sie haben angefangen zu pöbeln, mich zu beschimpfen. Der eine tippte mir dauernd auf die Schulter.»
Die beiden Schwinger lassen sich aber nicht provozieren, reden ruhig weiter.
«Plötzlich merkte ich, wie mir warmes Blut den Hals hinunterlief», schildert Zingrich. «Ich wollte den Typen mit meiner linken Hand abwehren, dabei hat er mir auch noch die Sehne durchgeschnitten. Dann waren sie auf einmal weg. Ich habe versucht, mit der gesunden Hand die Wunde zuzudrücken», sagt der Schwinger. «In dem Moment war mein einziger Gedanke: Ich muss sofort ins Spital.»
Karis Freund Roland Gehrig (38) rettet ihm das Leben. «Er hat mich in sein Auto verfrachtet und ins Spital gebracht. Die ganze Zeit über hatte ich keine Schmerzen. Ich habe nur das Blut gespürt, das mir aus dem Hals lief.»
Trotz der lebensgefährlichen Verletzungen, die die beiden Kosovarenbrüder dem Schwinger zugefügt haben, hegt er keinen Hass auf sie. «Sie haben einfach Streit gesucht. Es war nicht persönlich. Ich war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.» Dann fügt der SVP-Politiker hinzu: «Trotzdem macht man sich natürlich Gedanken, wenn man heutzutage einfach grundlos aufgeschlitzt wird. Wir werden uns wohl darauf einstellen müssen, dass wir es in Zukunft mehr und mehr mit Tätern aus dieser Region zu tun haben werden.»
Kari Zingrich muss noch einige Tage im Spital bleiben. «Dieses Jahr werde ich wohl zum Unspunnen-Schwinget nur als Zuschauer gehen können.»
* Namen der Redaktion bekannt