Er kennt nur stur. Mit verschränkten Armen sitzt Jürgen Buschke (77) zwischen den gespreizten Beinen einer Schaufensterpuppe. Der Designerstuhl ist ein Relikt aus besseren Zeiten – als der Rentner noch Inhaber einer Werbeagentur war. Mittlerweile sieht es finanziell nicht mehr so rosig aus.
Wohl auch ein Grund, warum der Deutsche mit Wohnsitz in Bern am 17. Mai freiwillig für 24 Stunden in den Knast geht. Neben Trotz. «Ich bin ein Freiheitskämpfer, der die Bürokratie nicht schalten und walten lassen will», sagt er zu Blick.
Fatale Verkehrskontrolle
Am 23. Oktober 2019 kommt der Ex-Werbemann in eine Verkehrskontrolle. «Das Auto wurde für gut befunden, nur ich nicht. Die freundlichen Polizisten hatten erkannt, dass ich länger als ein Jahr mit einem deutschen Führerschein in der Schweiz einen PKW gefahren bin– das ist verboten», so der vierfache Vater. «Ich hätte ihn gegen einen Schweizer Führerschein umtauschen müssen, aber das wusste ich nicht.»
Kurz darauf erhält Buschke die Quittung: einen Strafbefehl von 350 Franken! Ersatzweise wird eine Freiheitsstrafe angedroht.
Der Rentner, der erst seit wenigen Jahren in der Schweiz lebt, traut seinen Augen kaum. «Ich halte die Strafe für total unverhältnismässig. Ich habe doch nichts Kriminelles getan. Zudem möchte ich vielleicht mal nach Deutschland zurückkehren, und dann würde das Ganze wieder von vorne beginnen.»
Ein Jahr Papierkrieg
Ein Auto besitzt er mittlerweile zwar nicht mehr – für «so eine Farce» will er aber auch nicht bezahlen. Leicht ist der Weg in den Knast dennoch nicht. Erst nach über einem Jahr Papierkrieg (und einer Betreibung) habe er das Aufgebot gekriegt, um seine Strafe hinter Gittern abzusitzen.
«Sie haben zuerst auch noch geschaut, ob sie etwas bei mir pfänden können. Aber meine finanzielle Situation ist zu schlecht», so der Rentner. Er habe früher zwar gut gelebt, dabei aber einfach die Altersvorsorge vergessen.
Vorfreude auf den Tag im Knast
Mitte Mai ist es nun so weit: Jürgen Buschke geht in den Bau. Einen Schweizer Führerschein kriegt er dadurch zwar auch nicht – nur seine Busse kann er so abstottern. Erwartungsfroh sagt er: «Ich freue mich sogar darauf, denn ich war noch nie in einem Gefängnis!»