Kurt Härry (82) aus Wabern BE ist seit 1961 Imker. Jetzt ist der ehemalige Konditor verzweifelt. «Ich verlor im letzten Herbst und Winter elf Jungvölker. Sie verliessen plötzlich ihre Kästen und fielen wenige Meter entfernt tot zu Boden.»
In der Imkersprache heisst dieses Bienensterben Kahlflug. Härry ist überzeugt, dass die Mobilfunkanlagen in der Umgebung schuld am Tod seiner Lieblinge sind. «Die Strahlung macht sie krank. Die Bienen werden durch den Elektrosmog verhaltensgestört.» Er ist seit zehn Jahren mit dem Phänomen konfrontiert. «Es fing an, als die erste Handyantenne in der Nähe aufgestellt wurde. Mittlerweile hat es schon sieben davon.»
Bieneninspektor findet Parasiten
Härry hat in Wabern noch vier Völker. Im letzten März war der Bieneninspektor da, um die Ursache des Kahlflugs zu klären. «Er fand zwar ein paar Varroamilben. Doch das kann nicht der wahre Grund für das Bienensterben sein. Meine Völker sind gesund.»
Varroamilben leben als Parasiten an Honigbienen. Sie sind unter Imkern gefürchtet. Der Veterinärdienst stellte bei Härry einen «massiven Varroamilbenbefall» fest. Einige Bienen hatten auch Stummelflügel, was auf einen grossen Virendruck hindeutet. Trotzdem ist Härry überzeugt: «Die Bienen sind wegen den Handyantennen geschwächt und deshalb anfälliger auf Parasiten.»
Um zu beweisen, dass seine Bienen unter dem Elektrosmog leiden, zeichnete er die Mobilfunkstrahlung auf. «Die Ausschläge zeigen eindeutig, dass meine Bienen unter der Strahlung leiden.» Härry ist von den Behörden enttäuscht: «Niemand will mein Bienensterben untersuchen. Ich werde wie ein Schulbub weggeputzt.»
Forschungsinstitut widerspricht
Das lässt man beim Forschungsinstitut Agroscope vom Bundesamt für Landwirtschaft nicht gelten. «Handystrahlung ist keine seriöse Ursache für das Bienensterben», sagt Experte Jean-Daniel Charrière.
Eine Studie habe zwar gezeigt, dass Bienen Magnetfelder wahrnehmen könnten. «Es gibt aber keine einzige Studie, die zeigt, dass Bienen durch Elektrosmog gefährdet sind.» Das Institut hat in Liebefeld BE selber Bienenstöcke. 30 Meter entfernt steht eine Handyantenne. «Die Bienen entwickeln sich sehr gut», sagt Charrière. «Sie sind durch die Strahlung nicht beeinträchtigt.»
Auch beim Bienengesundheitsdienst Apiservice ist man skeptisch. Geschäftsführerin Anja Ebener: «Ich möchte nicht völlig ausschliessen, dass extreme Strahlung Auswirkungen auf Bienen haben kann.» Aber: Man sei auch nicht für solche Studien zuständig.
Trotz unzähliger Studien gibt es bis heute keinen wissenschaftlichen Befund, dass Mobilfunkstrahlung schädlich ist. Alexander Reichenbach vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) sagt: «Die Langzeitbelastung durch tiefe Intensitäten hat keine gesicherten Hinweise auf Gesundheitsschäden ergeben.» Es gebe aber gewisse Hinweise auf biologische Wirkungen, etwa Veränderungen des Genmaterials in Zellen.
Die Schweiz hat die strengsten Strahlengrenzwerte in Europa. Die Weltgesundheitsorganisation WHO und die EU erlauben zehnmal stärkere Handyantennen. Offen ist, ob das Parlament den maximalen Strahlenwert für Handyantennen erhöht. Die Mobilfunkanbieter Swisscom, Salt und Sunrise lobbyieren dafür, weil die nächste Generation von Datenhandynetzen (genannt 5G) im Jahr 2020 kommt. Swisscom-Chef Urs Schaeppi sagte kürzlich in einem BLICK-Interview, falls die Grenzwerte nicht angepasst würden, werde die Schweiz abgehängt.
Trotz unzähliger Studien gibt es bis heute keinen wissenschaftlichen Befund, dass Mobilfunkstrahlung schädlich ist. Alexander Reichenbach vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) sagt: «Die Langzeitbelastung durch tiefe Intensitäten hat keine gesicherten Hinweise auf Gesundheitsschäden ergeben.» Es gebe aber gewisse Hinweise auf biologische Wirkungen, etwa Veränderungen des Genmaterials in Zellen.
Die Schweiz hat die strengsten Strahlengrenzwerte in Europa. Die Weltgesundheitsorganisation WHO und die EU erlauben zehnmal stärkere Handyantennen. Offen ist, ob das Parlament den maximalen Strahlenwert für Handyantennen erhöht. Die Mobilfunkanbieter Swisscom, Salt und Sunrise lobbyieren dafür, weil die nächste Generation von Datenhandynetzen (genannt 5G) im Jahr 2020 kommt. Swisscom-Chef Urs Schaeppi sagte kürzlich in einem BLICK-Interview, falls die Grenzwerte nicht angepasst würden, werde die Schweiz abgehängt.